Trends im Wahlkampf: Von Tür-zu-Tür bis Digital

Trends im Wahlkampf: Von Tür-zu-Tür bis Digital

Der Sommer lässt in Deutschland noch auf sich warten, der Wahlkampf beginnt heißer zu werden. Weniger als 60 Tage bis zur Bundestagswahl. Doch was sind die Trends in der Wählerkommunikation?

Ganz klar: Die persönliche Ansprache ist der Wahlkampftrend 2017 – Tür-zu-Tür und Digital.

Politik ist Kontaktsport. Wer in Zeiten von Erdogan, Brexit und Fake News das Herz der Wähler gewinnen will, muss den direkten Draht suchen. Bei all den existierenden Medienkanälen findet die glaubwürdigste Kommunikation Mensch zu Mensch statt. Mit Apps, E-Mail oder Social Media verschmelzen persönliches Gespräch und digitale Ansprache. Die Mobilisierung und direkten Wähleransprache sind en vogue und nicht nur in Deutschland Trend.

International sieht Wahlkampf ähnlich aus:

USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland – direkte Wähleransprache Tür-zu-Tür und digital bestimmen die Wahlkämpfe.

Wichtige Fragen für die Mobilisierung

Bei der direkten Ansprache von Tür-zu-Tür oder der digitale Kommunikation sind verschiedene Punkte wichtig.

  • Was bringt es überhaupt Wähler direkt zu kontaktieren?
  • Welche praktischen Erfahrungen und Beispiele gibt es?
  • Und was sagt die Wissenschaft zur direkten Wählerkommunikation?
  • Was müssen Wahlkämpfer beachten?
  • Gibt es bessere oder schlechter Zeitpunkte der Ansprache?
  • Auf welche Daten und KPIs schielen die Wahlkämpfer bei der direkten Ansprache?
  • Welche Ähnlichkeiten und welche Unterschiede lassen sich international erkennen?

In einer Miniserie „Trends im Wahlkampf: Von Tür-zu-Tür bis Digital“ gehen wir an dieser Stelle den Fragen bis zur Bundestagswahl nach.

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Digitales Deutschland – Wahlprogramme im Vergleich 

Digitales Deutschland – Wahlprogramme im Vergleich 

Mit „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ oder als Hashtag #fedidwgugl hat die Union ihr Regierungsprogramm jetzt vorgestellt. Digitalisierung ist in aller Munde, doch was steht in den Wahlprogrammen der Parteien? Was ist in den nächsten vier Jahren geplant und welche Parteien passen in Digitalisierungsfragen zueinander?

Hier gibt es den Schnellcheck.

Die Union geht bei der Digitalisierung in die Offensive und postuliert mit ihr eine „historische Revolution“, die es zu nutzen gilt, um die Arbeitswelt humaner zu machen, die Umwelt zu schützen, die Gesundheitsversorgung zu verbessern und die Lebensqualität zu erhöhen. Konkret fordert die Union:

  • Die Schaffung der Position eines „Staatsministers für Digitalpolitik“ im Bundeskanzleramt und eines „Nationalen Digitalrats“
  • Die Errichtung einen „Gigabit-Gesellschaft“ mit flächendeckend modernem Glasfasernetz bis 2025 und die Etablierung Deutschlands als Leitmarkt für den neuen 5G-Mobilfunk (als Schlüsseltechnologie der digitalen Transformation)
  • E-Gouvernement um Behördengänge vereinfachen (elektronisches Bürgerportal und elektronisches Bürgerkonto)
  • Ausbau Industrie 4.0: Start-Ups unterstützen, neue Technologien und Produktionsverfahren, neue Arbeitsplätze und Arbeitszeitmodellen (bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf), Verabschiedung eines Datengesetzes
  • Digitaler Verkehr: Vernetzung des Verkehrs (Staureduzierung), autonomes Fahren
  • Bildungspolitik: erforderliche Ausstattung der Schulen, Vermittlung digitaler Kompetenzen
  • E-Health: Telemedizin (kürzere Wartezeiten in Arztpraxen, verbesserte und schnellere medizinische Versorgung im ländlichen Raum und gezieltere Diagnosen des Krankheitsbildes sowie optimierter Therapieansätzen)

Die Kernpunkte der FDP zur Digitalisierung sind:

  • Einführung eines Digitalministeriums
  • Digitale Infrastruktur auf dem neuesten Stand, Flächendeckendes Glasfasernetz
  • Freies WLAN im öffentlichen Raum
  • E-Health: Telemedizin (Ausbau digitaler Gesundheitsdienstleistungen, Ambulante Versorgung stärken)
  • Digitalisierung der Bildung: 1000 EUR Technik-Investition pro Schülerin und Schüler, Medienkompetenz in die Bildungsstandards, Lebenslanges Lernen mit Online-Tools, Digitalkompetenz erweitern
  • Chancen der Digitalisierung nutzen: Digitaler Binnenmarkt für Europa, Open-Data und Open-Government-Strategie, Wettbewerbsrecht fit für die Digitalisierung machen, Netzneutralität und Innovationen fördern
  • Datenschutz in der digitalisierten Welt (Schutz der Privatsphäre), modernes Urheberrecht
  • Moderne Arbeitswelt: Mehr Flexibilität bei der Regulierung von Arbeitszeitmodellen
  • intelligente Verkehrssysteme und Mobilität 4.0

Im Gegensatz zu Union und FDP fällt auf, das die Digitalisierung im Wahlprogramm der SPD kein gesondert aufgeführtes Kapitel bekommen hat. Forderungen der Sozialdemokraten zur Digitalisierung finden sich trotzdem in ausreichender Form wider:

  • Bildungspolitik: Digitale Bildung muss Gegenstand von Schul- und Unterrichtsentwicklung sein, qualitativ hochwertige Online-Lernangebote an den Hochschulen entstehen, damit das Studium zunehmend orts- und zeitflexibel möglich wird, Ausstattung der Hochschulen, offenen Kanäle für wissenschaftliche Kommunikation und Publikation fördern (Open Access)
  • Arbeitsmarkt: Forderung einer Ausbildungsstrategie für die Arbeitswelt 4.0, Weiterentwicklung des Berufsbildungsgesetzes, regelmäßige Weiterbildung, mehr selbstbestimmte Arbeitszeitgestaltung
  • Datenschutz: Schaffung eines Beschäftigtendatenschutzgesetzes, Situation der Urheber verbessern
  • Flächendeckendes schnelles Internet (Glasfaser): „Breitband für alle“ => bis 2025 eine der modernsten digitalen Infrastrukturen in Deutschland
  • Für digitale Ausrüstung sollen kleine und mittlere Unternehmen einen Zuschuss erhalten
  • Digitalisierung in der Verwaltung
  • E-Health: Telemedizin

Die Digitalisierung nimmt im Wahlprogramm der Linken keine herausragende Stellung ein. Es finden sich nur wenige klare Forderungen, die im Zusammenhang zum digitalen Wandel unserer Gesellschaft stehen:

  • Arbeitsmarkt: Recht auf Weiterbildung, Rechtsanspruch für Beschäftigte auf mobiles Arbeiten und Home-Office (auf freiwilliger Basis)
  • Bildung: schneller und einfacher Zugang zu Bildung (durch Digitalisierung)
  • Erstellung eines Rahmenkonzepts zur sozial gerechten und ökologisch nachhaltigen Gestaltung der Digitalisierung

Noch erschreckender als die stiefmütterliche Behandlung der Digitalisierung bei den Linken ist der Umgang mit diesem wichtigen Thema bei der AfD. Dort findet sich das Wort Digitalisierung nicht ein einziges Mal in ihrem Wahlprogramm wider. Lediglich die Forderung, dass „Haushalte sowie klein- und mittelständische Betriebe – unabhängig davon, ob diese sich in urbanen Räumen oder sich in ländlichen Regionen befinden – innerhalb von zwei Jahren an schnelle Breitbandnetze angeschlossen werden“ ist in dem Programm zu finden.

Das Vorläufige Wahlprogramm der Grünen nennt folgende Punkte zur Digitalisierung:

  • neue, gute Jobs in neuen Arbeitsfeldern fördern
  • Weiterbildung im Bereich digitale Kompetenzen
  • ökologische Möglichkeiten für die Energie- oder Verkehrswende durch intelligente Steuerung, Automatisierung oder Vernetzung nutzen
  • Investition in die Infrastruktur der Zukunft (Breitbandausbau)
  • Forschungsbonus für Unternehmen
  • Datenschutz
  • Investition in Bildungsaufbruch (fünfjähriges Schulsanierungsprogramm und ein Modernisierungsprogramm für die Ausstattung von Hochschulen)
  • Arbeitsmarkt: Recht auf Home-Office

Vergleich der Digitalisierung in den Programmen

Zusammenfassung: Die unterschiedlichen Ziele der Parteien in Deutschland lassen sich zusammenfassen auf den Ausbau von E-Gouvernement (digitale Verwaltung), die Erhebung von Digitalisierung zum Unterrichtsgegenstand, den Ausbau einer flächendeckenden digitalen Infrastruktur, der Einhaltung und Konkretisierung des Datenschutzes, dem Abbau von bürokratischen Barrieren für Unternehmen, der Förderung von Startups und Innovationen, und der Einführung eines „Internetministerium“ oder „-Ministers“. Die eigentlichen Zukunftsfragen sparen sich aber alle Parteien auf – wie schafft Deutschland als föderaler Staat wettbewerbsfähige Strukturen und Bedingungen an der kommunalen Basis und wie geht man mit permanent neuen Daten einer öffentlichen Infrastruktur um – von Energie bis zu Patientendaten.
Koalitionskompass: Die Ziele von CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne zum Thema Digitalisierung ähneln sich. Alle stehen für einen Breitbandausbau und schnelles, flächendeckendes Internet, die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und die Vermittlung digitaler Kompetenzen in der Schule sowie im Berufsleben. Spannend wird die Frage nach den Ausrichtrungen beim Umgang mit erhobenen Daten und dem Ausbau der Industrie 4.0. SPD und Grüne fordern mehr Regularien und setzen weniger auf die positiven Chancen der Digitalisierung. Wer Digitalisierung als Chance und Enabler sieht, der sollte auf Union und FDP setzen. Wer mehr regulatorische Eingrenzungen und weitgehenden Datenschutz, der sieht sich bei SPD und Grünen aufgehoben. Bei AfD und Linke spielt das Zukunftthema Digitalisierung einer nachrangig Rolle.

Five Digital Campaign Trends in Germany

Five Digital Campaign Trends in Germany

What are Germans doing online and what does it mean for digital campaigners who are looking for ways to effectively communicate with them? The annual digital survey “We are Social” offers an indication of what’s important for digital campaigners in the 2017 election year. Here are five key trends:  

1. Don’t forget email. It’s still more important than social media.

In Germany, the internet is present in every aspect of our daily lives. Almost 90 percent of Germans are now online, but only about half use social media. So it’s important to understand that digital campaigning doesn’t only mean using social media to communicate. In Germany, you must get your message into inboxes to succeed.

2. Know your device, and communicate across all channels.

Between desktop devices and mobile devices, Germans, on average, are online six hours a day. But to underscore the first point, they typically spend just one of those six hours on a social network. For Germans, checking emails and doing daily work happens on a desktop device, while social media activities are done using a mobile phone. Online search occurs via a mobile device about 50 percent of the time, but two-thirds still use a desktop device. Germans expect to be addressed through all channels and on different devices.

3. Content for Youtube, Facebook and Whatsapp is king.

The share of social media users in Germany is above the global average – 41 percent to 37 percent. 33 Million people in Germany use social media platforms at least once a month. Facebook and Youtube are the leading platforms. Almost every social media user (33 million users total) visits their Facebook profile at least once a month. 64% are visiting on a daily base, and 85% use their mobile device. Only YouTube beats those numbers. 69% of social media users visit YouTube every day, though they have a more passive network and content strategy than for Facebook. Given the number of daily interactions on Facebook, it’s ranked second, followed by WhatsApp at 55 percent. The social platforms that often get the most buzz—Instagram, Twitter and Snapchat—are definitely less popular. Only 21 percent of users visit Instagram daily, while 19 percent visit Twitter daily, and just 10 percent for Snapchat.

These lesson from these numbers is clear—smart digital campaigning in Germany must serve at least four channels: YouTube for video and entertainment, Facebook and WhatsApp for interaction and communication, and Twitter (often called the elite channel), to reach out to top-ranking politicians and journalists.
If you want to invest resources beyond those core channels, look to Instagram and Snapchat. Here you are attracting a younger audience. These channels also require a different kind of storytelling in the context of digital campaigning.

4. Hidden potential: First-time voters and Silver Surfers

Worldwide, Facebook is the top performer when it comes to Social Media. More than 1.8 billion users are active on Facebook every month. More than every second person (55%) uses Facebook every day. In Germany, of the 64 percent of people who are daily Facebook users, 48 percent of them are female, while 52 percent are male.

At the first glance the breakdown shows that there is huge campaign potential: The clear majority of Facebook users are between 18 and 34 years old – 16 million in total. But there are around 7.1 million first-time German voters on that platform. About 9 million Germans (older than 45) are regularly on Facebook. And as older voters are more reliable, the 3.6 million Germans, (older than 55 and active on Facebook) are very attractive to digital campaigners. But of course the strategies for approaching first-time voters and Silver Surfers must differentiate in each case.

5. Smart Streaming and Strict Targeting

The 2017 survey also shows that television is still the most important video channel for Germans. Even with Netflix and Amazon Prime, 89 percent of Germans still depend on daily TV. At the same time, digital viewing is growing. 25 percent of Germans stream videos online every day. And almost 60 percent of Germany’s internet users watch at least one video online a month. But this is only the demand side. Gifs and small snippets of video are dominating social media channels like Facebook and WhatsApp.To create content that gets shared far and wide, digital campaigners must pay more attention to short, emotional online clips, which connect compelling content to their brand.

Those five trends will be critical for digital campaigners to grasp this election year. There remains plenty to write about targeting and big data. Also, the connection between online and offline has become more important.

Online fundraising is becoming more of a possibility in Germany as well. Using E-Commerce’s development in Germany as an indicator of the development of online donations, there’s light at the end of the tunnel. The more the internet spreads, the more people are using E-Commerce. Online shopping is already widespread in Germany – only the British and South Koreans are more pervasive shoppers. 72 percent of all German Internet users bought something online last month, so online fundraising will continue to develop.

This article has been published in Campaigns&Elections Five Trends .

Wahlkampf: Mensch zu Mensch statt Martin, Martin!

Wahlkampf: Mensch zu Mensch statt Martin, Martin!

Was war das denn? Martin Schulz, von den Genossen zum Gottkanzler ernannt, wirft der CDU einen „Anschlag auf die Demokratie“ vor!?! Schulz behauptet, CDU setze im Bundestagswahlkampf auf eine sinkende Wahlbeteiligung. Abermals widerlegen die Fakten die Aussagen des SPD-Kandidaten. Nach den drei herben Niederlagen bei den Landtagswahlen braucht es wohl schmerzlindernde Vergesslichkeit.

Ein kurzer Blick auf die Zahlen verrät, dass die Wahlbeteiligung im Saarland um 8,1%, in Schleswig-Holstein um 4% und in NRW um 5,6% gestiegen ist. Das geht einher mit einem deutlichen Plus für die CDU (+5,5%, +1,2%, +6,7%).

Während also der Kanzlerkandidat der SPD damit beschäftigt war, seine Genossen zu „Martin, Martin!“-Rufen zu animieren, hat die CDU in den drei Bundesländern an über 250.000 Haustüren geklopft und damit viele neue Wähler, besonders aus dem Nichtwählerlager (Saarland um +28.000, Schleswig-Holstein +51.000, NRW +440.000) überzeugen können. 

In diesem Zusammenhang von „Arroganz der Macht“ und einem „Anschlag auf die Demokratie“ zu sprechen ist beschämend. Es gibt Studien, die belegen, dass der Kontakt von Mensch zu Mensch an den Haustüren einen positiven Effekt auf die Wahlbeteiligung hat.

Eines jedoch scheint Martin Schulz aus den Niederlagen der drei Landtagswahlen gelernt zu haben: Die Verluste der Sozialdemokraten resultierten hauptsächlich aus den fehlenden Inhalten ihres neuen Parteivorsitzenden. Diesen Vorwurf der Inhaltslosigkeit versuchte Schulz nun der Kanzlerin zuzuschieben. Das wird kaum zum Erfolg führen: Nächste Woche folgt das Wahlprogramm der Union. Darüber hinaus schätzen die Menschen den Führungsstil Angela Merkels. Lassen wir Martin Schulz am Zaun vom Bundeskanzleramt rütteln. Die direkte Kommunikation auf den Straßen und an den Haustüren gewinnt das Vertrauen der Wähler. Die bisherigen Wahlen 2017 haben bewiesen, dass die CDU damit sehr erfolgreich ist.

von Conrad Clemens und Mario Voigt

5 Trends für Digitales Campaigning in Deutschland

5 Trends für Digitales Campaigning in Deutschland

Was machen die Deutschen Online? Die jährliche Digitalstudie von We are Social zeigt, worauf es beim Digital Campaigning im Wahljahr 2017 in Deutschland ankommen könnte.

 

Don’t forget E-Mail. Weniger als jeder Zweite ist in Social Media.

Jeder zweite Mensch auf der Welt ist mittlerweile online. Die Digitalisierung greift um sich, vernetzt und führt zu täglicher Onlinekommunikation.

Social Media Use

In Deutschland ist das Internet in allen Bereichen des Lebens präsent. Fast 90 Prozent der Deutschen sind online. Überraschend ist aber, dass weniger als die Hälfte sich in sozialen Netzwerken bewegt.

Digitales Campaiging bedeutet nicht nur Social Media Campaigning. Die Botschaft muss in Deutschland auch in der E-Mail Inbox landen, um erfolgreich zu sein.


Know your device. Ansprache auf allen Kanälen.

Die Deutschen sind Onliner. Und sie sind es ausdauernd: Neben fünf Stunden Desktop-Internet am Tag surfen sie auch noch über eine Stunde Mobile. Doch von den durchschnittlich sechs Stunden Zeit, die sie online verbringen, halten sie sich nur eine Stunde in den sozialen Netzwerken auf.

Zeitverbrauch im Netz

Schön Deutsch: E-Mail checken und Arbeiten findet auf dem Computer statt. Geht es sozial zur Sache, dann findet das mobil statt. Sucht der Deutsche etwas, dann greift jeder zweite zum Smartphone und fast 2/3 zum Computer.

 

Wöchentliche Onlineaktivität

 

Wer im Digitalen Campaigning Durchschlagskraft erreichen will, der braucht eine Ansprachestrategie, die zwischen E-Mail, Social Media und SEO klug variert. Die Deutschen erwarten, auf allen Kanälen und auf unterschiedlichen Devices erreicht zu werden.

Content für Youtube, Facebook und Whatsapp is king.

Der Anteil der Social Media Nutzer liegt mit 41 Prozent über dem globalen Durchschnitt von 37 Prozent. 33,0 Millionen Menschen nutzen in Deutschland die Social-Media-Plattformen mindestens einmal im Monat. In Deutschland ist Facebook neben Youtube die dominierende Social Media Plattform.

Wichtigsten Social Media Plattformen

Fast alle Social Media Nutzer (33 Millionen Anwendern) sind mindestens einmal pro Monat auf Facebook, davon 64 Prozent täglich und 85 Prozent mobil. Überflügelt wird Facebook nur von YouTube, das von (69 Prozent) genutzt wird, allerdings ist die Vernetzungs- und Contentstrategie der meisten Nutzer bei Youtube wesentlich passiver. Facebook bietet eigene Interaktionen und landet auf Platz zwei in Deutschland gefolgt von WhatsApp (55 Prozent). Die Buzz Social Media Instagram (21%), Twitter (19) und Snapchat (10) folgen deutlich dahinter.

Social_Media_Plattform_Germany_2017

Digitales Campaiging in Deutschland hat mindestens vier Kanäle zu bedienen: Youtube für Video und Entertaiment, Facebook und Whatsapp für Interaktion und Kommunikation in persönlichen Netzwerken – sowie Twitter: der Nummer 1 Elitenkanal von Journalisten und Politikern. Und wer dann noch zusätzliche Ressourcen investiert, liegt bei Instagram und Snapchat richtig: jüngere Zielgruppe, anderes Storytelling und Ausweis für Modernität im Digitalen Campaiging.

Schlummernde Potentiale bei Erstwählern und Silver Surfern.

Weltweiter Spitzenreiter bei den Social Media Plattformen ist Facebook. Mehr als 1,8 Milliarden Nutzer sind monatlich auf Facebook aktiv. Mehr als jeder Zweite (55 Prozent) nutzt Facebook täglich. In Deutschland sind täglich 64 Prozent dort unterwegs, wobei 48 Prozent der Facebook Profile als weiblich registriert sind, 52 Prozent als männlich.Profile_Facebook_User_Germany_2017

Profil der Facebooknutzer

Beim Blick auf den Breakdown der 33 Mio. Nutzer fällt auf: Während der Großteil der Nutzer von Facebook zwischen 18-34 Jahre ist – 16,5 Mio. liegen in der mittlerweile ausdifferenzierten Altersverteilung riesige Kampagnenpotentiale. Für das politische Digital Campaiging im Jahr 2017 sind rund 7,1 Mio. Erstwähler zwischen 18 und 24 Jahre auf dieser Plattform aktiv. Rund 9 Mio. Deutsche sind älter als 45 Jahre und regelmäßig bei Facebook aktiv. Da mit steigendem Alter die Verlässlichkeit der Wahl zunimmt, erscheinen die 3,6 Mio. Deutsche, die älter als 55 Jahre und sich in Facebook bewegen besonders attraktiv für die Digital Campaigner. Das sich die Ansprachestrategien zwischen Erstwählern und Silver Surfern auch in Social Media unterscheiden, ist selbsterklärend.

Smart Streaming und klares Targeting.

Die Studie zum Digitalen Deutschland 2017 belegt, dass Fernsehen immer noch der dominierende Videokanal der Deutschen ist. In Zeiten von Netflix und Amazon Prime vertrauen 89 Prozent der Deutschen auf ihre tägliche Portion TV. Dennoch streamen fast ein Viertel bereits täglich Videos online. Und fast 60 Prozent der Internetnutzer in Deutschland schauen sich mindestens einmal im Monat online ein Video an. Damit ist natürlich nur die Demandseite in den Blick genommen worden. In gleichem Maße dominieren mittlerweile Videocontent, gifs und kleine snippets die Social Media Plattformen von Facebook bis Whatsapp.Time_Spent_Media_Germany_2017

Die Viralität der Kommunikation erfordert von den Digitalen Campaignern mehr Aufmerksamkeit für kurze, emotionale Videoangebote im Netz, die Marke und Inhalt verbinden.

Diese fünf Trends werden beim Digitalen Campaigning in Deutschland 2017 eine Rolle spielen. Man könne noch viel über Targeting und Big Data schreiben. Auch die Verbindung von online und offline nimmt Fahrt auf. Ein kleiner Hint vielleicht noch zum Schluss: Über Online-Fundraising ist lange Jahre gestritten worden. Nimmt man die Entwicklung des E-Commerce in Deutschland als Indikator für die Entwicklung von Spenden online, dann ist Licht am Ende des Tunnels. Denn mit der Verbreitung des Internets steigt auch der Anteil der Menschen, die E-Commerce Angebote nutzen. Beim Shoppen im Internet liegen die Deutschen auf dem 3. Platz direkt hinter Großbritannien und Südkorea. Fast drei Viertel aller deutschen Internet-Nutzer kauften im letzten Monat online ein (72 Prozent).

Die vollständigen deutschen Statistiken gibt es hier. 

Let’s get religious: Politik und Religion in den USA

Let’s get religious: Politik und Religion in den USA

Für die USA gilt: Sag mir, was Du glaubst und ich sage Dir, was Du wählst.

Aus der Sicht vieler Europäer sind die Amerikaner verwirrend religiös. Im Gegenzug betrachten viele Amerikaner die Europäer als unerklärlich weltlich. Und in der Tat, gibt es keine westliche Demokratie, die so religiös gebunden ist wie die USA. Rund 90 Prozent der erwachsenen Amerikaner bekennen, an Gott zu glauben. Zwei von drei Bürgern beten jeden Tag, besuchen regelmäßig Gottesdienste und sehen Religion als sehr wichtigen Teil ihres Lebens an. Den gesellschaftlichen amerikanischen „melting pot“ prägen ganz unterschiedliche Religionen: Protestanten, Katholiken, Juden, Mormonen, Muslimen, Buddhisten, Hindus und Anhängern anderer Glaubens-Traditionen.

Religion in Amerika

Bei aller Vielfalt bleiben die USA ein zutiefst vom Protestantismus geprägtes Land. Historisch waren es die Siedler verschiedener evangelischer Gruppen, die auf ihrer Suche nach einem Platz für religiöse Freiheit im 17. und 18. Jahrhundert ihren Weg in die USA fanden. Fast ausschließlich europäischer Herkunft gaben sie den USA als der First New Nation ihre demokratische Gestalt. Daraus formte sich auch ein Kirchenverständnis, welches sich weitgehend von dem europäischen Staatskirchentum unterscheidet. Durch das First Amendment und bundesstaatliche Gesetze entstand ein wettbewerbsorientierter religiöser Markt, in dem munter Kirchen, Gruppen und Sekten miteinander konkurrieren. Typisch amerikanisch, der Markt übertrifft Monopole, vor allem staatlich unterstützte.

Die bewusste Trennung von Kirche und Staat erschuf die „Demokratisierung“ der amerikanischen Religion – einen religiösen Stil, in dem jede erdenkliche religiöse Neigung ihre Nische fand und religiöse Ansichten und moralische Vorstellungen eng verwoben sind. Ironischerweise wuchs daraus ein Erwartungswert an politische Verantwortliche. Bis heute kann man kaum ein öffentliches Amt begleiten, ohne den Wählern versichert zu haben, wie religiös man ist. Es verwundert nicht, wenn 91 Prozent der Mitglieder des neu gewählten amerikanischen Kongresses (Senat und Repräsentantenhaus) angeben, Christen zu sein, verglichen mit 71% der amerikanischen Bevölkerung. Religion spielt also auch bei den Wahlen ihre Rolle.

Religion und die Wahlen 2016

Der Wahlausgang der Präsidentschaftswahlen überraschte. Der Wahlkampf hätte aus der Feder der „House of Cards“-Autoren stammen können: Der Multimillionär Trump gewinnt die Nominierung und die Hauptwahlen, obwohl er – dreimal verheiratet – öffentlich xenophob und frauenfeindlich redete, seine Steuererklärung versteckte und im Fernsehen über seine nicht nur ökonomische Potenz fabulierte. Nicht gerade der Idealtypus für wertegebundene, religiös geprägte Wähler. Und dennoch weisen die Wahltagsbefragungen 2016 (Exit Polls) kaum Veränderungen bei den religiösen Gruppen zu den vorherigen Präsidentschaftswahlen auf.

In gewisser Weise blieben die Grundmuster von Religion und Politik in den USA unverändert. Einige religiöse Gruppen (einschließlich evangelischer Protestanten und Mormonen) unterstützen in der Regel die republikanische Partei, während andere Gruppen (einschließlich Juden, religiöse „Ungebundene“, hispanische Katholiken und Kirchenmitglieder, die der historisch schwarzen protestantischen Tradition angehören) eher demokratisch sind.

Auch im Wahljahr 2016 stimmten acht von zehn weiße evangelische Christen für Trump, während gerade 16% sich für Clinton aussprachen. Trump reihte sich in seinem Vorsprung bei weißen evangelischen Wählern, bei weißen Katholiken oder Mormonen in die Erfolge von George W. Bush im Jahr 2004, John McCain im Jahr 2008 und Mitt Romney im Jahr 2012 oder übertraf sie sogar. Weiße Katholiken unterstützten Trump über Clinton (60% bis 37%) und damit gewann er auch mit 7 Prozentpunkten Vorsprung „the catholic vote“, obwohl „Hispanic Catholics“ Clinton mit 41 Prozentpunkten (67% bis 26%) vor Trump wählten. Wie die hispanischen Katholiken waren auch Wähler jüdischen Glaubens (71%) und „nicht-gläubige“ Wähler starke Clinton-Unterstützer (70%). Bei den meisten Menschen anderer Glaubensrichtungen als dem Christentum lag Clinton 62%-29% deutlich vor Trump.

Ein wesentliches Merkmal für die Prognose, wie ein Amerikaner politisch tickt, ist seine Kirchgangshäufigkeit. Laut Wahltagsbefragung sprachen sich die meisten wöchentlichen Kirchgänger für Trump aus (56%-40%). Je weniger regelmäßig die Wähler in die Kirche gehen, umso stärker lässt das auf demokratische Unterstützung schließen. Waren noch sporadische Kirchgänger gleich verteilt in ihrer Wahlentscheidung unterstützten Kirchgangsmuffel Clinton mit einem 31-Punkte-Vorsprung zu Trump (62% bis 31%). Die Ergebnisse entsprechen in etwa historischen Erfahrungen.

Wie geht es weiter?

Bei allen Kontinuitätslinien wirken gesellschaftliche Veränderungsprozesse auf die Wählerschaft, besonders bei den sogenannten „millenials“. So ändern sich Meinungsbilder zu Homosexualität oder bleiben wie bei dem Nein zur Abtreibung relativ stabil. Das wird langfristig auch Spuren im öffentlichen Diskurs und im Wahlverhalten finden.

Dessen ungeachtet wird Religion in der Politik der USA weiterhin eine große Rolle einnehmen – angefangen bei der politischen, teils religiös aufgeladenen Sprache, über offene religiöse Bekenntnisse von Politikern bis zur aktiven Wählerhilfe evangelischer Mega-Kirchen im Süden. Und dies scheint für die Amerikaner auch okay zu sein. Religion beeinflusst ihr tägliches Leben und führt zu einem deutlich höherem ehrenamtlichen, häufig auch für politische Kampagnen arbeitenden,  Engagement. Es überrascht nicht, dass jede Woche ein Fünftel der Amerikaner ihren Glauben online diskutieren, in religiöses Talk Radio hören, religiöse Fernsehprogramme oder christliche Rockmusik einschalten.

In einer groß angelegten Studie des angesehene Pew Instituts sagten drei Viertel der erwachsenen Amerikaner, dass sie Gott für etwas in der vergangenen Woche gedankt haben (Pew 2015). Spontan fällt einem in Europa kein Staat ein, wo eine Befragung dies aufweisen könnte. Es ist Zeit, von manchem hohen „moralischem Roß“ der Weltpolitik abzusteigen und uns zu fragen, ob wir im religiösen Dialog nicht auch etwas von dem freiheitlichen und offenen Amerika lernen können. Fernab von Diskussionen über Donald Trump oder TTIP.

 

so erschienen in: Wartburg-Kurier, Ostern 2017

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