Wo steht Thüringen zum Start ins Wahljahr

Wo steht Thüringen zum Start ins Wahljahr

Mit der ersten großen Umfrage des MDR ist das Wahljahr 2014 eröffnet. Kommunal-, Europa- und Landtagswahl. Superwahljahr in Thüringen. Damals gab es für die CDU bei der Landtagswahl 31,2 Prozent. Für die Linke 27,4, SPD 18,5, Grüne 6,2 und FDP 7,6 Prozent.

Seitdem ist einiges passiert: jeder hat mit jedem sondiert, eine neue Koalition, die erste weibliche Ministerpräsidentin, Kommunal- und Bundestagswahlen, Machnigs und Zimmermanns-Abgang, mehrere Anzeigen, Jahrhunderthochwasser, aber auch die beste Arbeitslosenquote, topp bei Bildung und Innerer Sicherheit.

Was sagt also die Umfrage über die politische Landschaft im Wahljahr aus?

1. Die Union ist mit 38 Prozent die führende politische Kraft im Freistaat. Seit der Landtagswahl 2009 ist sie die einzige Partei, die richtig Prozente zulegen konnte. 38 Prozent bedeuten leicht weniger Stimmen als im Sommer 2013 sind aber rund 7 Prozent mehr als zur Landtagswahl 2009. Es entspricht ungefähr dem Bundestagswahlergebnis. Nach der aktuellen Umfrage, würde die CDU als einzige von den bisher im Landtag vertretenen Parteien als Mandate hinzugewinnen– insgesamt 7.

2. Für das linke Lager gilt: Nichts hinzugewonnen. Rot-Rot oder Rot-Rot-Grün hat in der Summe keine Stimmen hinzugewonnen. Die Stimmenschwankungen sind fast ausschließlich im eigenen Lager. Dabei fällt auf, dass die SPD ihr zweitschlechtestes Ergebnis seit LTW 2009 ausweist, während die LINKE das zweitbesten Resultat seit LTW 2009 hat. Offensichtlich hat der Linksschwenk der SPD nur die Linke gestärkt und die SPD geschwächt. Auch die Nominierung von Heike Taubert hat nicht zu mehr Zuspruch für die SPD geführt. Die fehlende Klarheit scheint der SPD zu schaden.

3. Die CDU-SPD-Regierung hat ihre Zustimmung in der Legislatur um 6 Prozentpunkte auf 55 Prozent ausbauen können, während Rot-Rot und Rot-Rot-Grün hinter CDU-SPD liegen. Rot-Rot hat im Gegensatz zum Wahlergebnis 2009 keine Mehrheit im Landtag. Es gibt in der Thüringer Bevölkerung keine Mehrheit für ein Rot-Rotes Chaosbündnis.

4. Die Menschen wollen eindeutig eine CDU geführte Landesregierung. Fast jeder zweite Thüringer spricht sich für eine Führung der CDU aus. Nicht mal ein Viertel ist für eine Führungsrolle der Linken. Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht ist weiterhin die beliebteste Politikerin im Freistaat, obwohl die Diskussionen um Zimmermann und Machnig Zustimmung gekostet haben. Dem Kurs für Thüringen von Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht vertrauen die Menschen. Fast 70 Prozent finden den Weg des Landes richtig. Wechselstimmung sieht anders aus. Klarheit in der Sache und in den Koalitionsaussagen zahlen sich offensichtlich aus.   

5. Interessant sind die „kleinen“ Parteien. Für die FDP wird es wohl leider schwer. Grünen und AfD sind im Landtag. Das ändert natürlich auch die Grundausrichtung. Mit den Populisten von der AfD will keiner. Mit den Grünen würden Rot-Rot aber auch CDU koalieren. Doch was passiert, wenn die Mandate der AfD Koalitionen sowohl für Rot-Rot-Grün wie für Schwarz-Grün verhindern? Dann geht nur das, was der größte Anteil der Wähler will: CDU-SPD.

Also, es bleibt spannend. Ein enges Wahljahr. Wenige Prozente können entscheiden. Alle Regierungsoptionen sind möglich. Die Linke mit Hilfe der SPD in der Regierung? Würden dann Schotter-Fans wie Linke-Landesvorsitzende Frau Hennig Verkehrsministerin? Und würde dann der Linke-kommunalpolitische Sprecher Herr Kuschel, ehemaliger Stasi-IM, etwa als Innenminister für die Polizei zuständig? Wer Chaos von links oder rechts verhindern will, kann nur CDU wählen.   

 

Kinderpornographie ist nie ein Kavaliersdelikt

Kinderpornographie ist nie ein Kavaliersdelikt

Die Ermittlungen rund um den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Edathy und auch die Pädophilie-Diskussion der letzten Monate um Grünen-Politiker wie Cohn-Bendit zeigen deutlich, dass der Kampf gegen Kinderpornographie konsequenter geführt werden muss. Der aktuelle Fall zeigt, dass derzeit Dinge rechtlich geduldet und gedeckt werden, die niemand ernsthaft wollen kann. Der Gedanke ist abscheulich: Kranke Menschen befriedigen ihre sexuellen Neigungen mit Hilfe von Bildern nackter Kindern. Geradezu abstoßend, wenn sie sich dabei darauf auf die Legalität ihres Handelns berufen können.

Tatsächlich ist es in Deutschland nicht verboten, Bilder von nackten Kindern in sog. Alltagssituationen, also beispielswiese beim Baden oder beim Spielen gegen Bezahlung zu vertreiben. Auch ist es bisher nicht strafbar, diese Bilder in tausendfacher Ausfertigung zu besitzen. Als zweifacher Vater erfüllt mich dieser Umstand mit Fassungslosigkeit und unbändiger Wut.

Der Schutz der Würde und der Rechte jedes einzelnen ist Bestandteil sowohl des Grundgesetzes, als auch der UN-Kinderrechtskonvention. Es wird Zeit, dass diese Rechte konsequent umgesetzt werden. Zunächst muss der gewerbliche Vertrieb von Bildern mit nackten Kindern verboten und unter harte Strafen gestellt werden. Gleichzeitig müssen auch diejenigen empfindlich belangt werden, die auf ihrem Computer Bilder von fremden nackten Kindern sammeln. Es gibt überhaupt keinen Grund und auch keine Rechtfertigung dafür, warum private Personen intime Bilder von fremden Kindern haben sollten.

Selbstverständlich hat niemand etwas dagegen, dass Eltern Bilder der eigenen Kinder aus allen Alltagssituation haben können. Und dazu gehört durchaus auch das Fotoalbum vom FKK-Urlaub an der Ostsee. Aber das, was jetzt gerade durch die Causa Edathy ins Licht der Öffentlichkeit gerät, ist eine völlig inakzeptable Grenzverschiebung. Schon die Pädophälie-Debatten der Grünen fußte auf dem Weltbild von vermeintlicher Freizügigkeit und Kampf gegen unterstellte Prüderie. In diesem Weltbild verschwand nur völlig, dass diese perverse Selbstverwirklichung auf dem Rücken wehrloser Kinder ausgetragen wurde.

Kinderpornographie ist egal in welcher Abstufung eben nie ein Kavaliersdelikt und gehört in jedem Fall hart und konsequent bestraft. Der Mißbrauch von Kindern beginnt nicht erst beim sexuellen Übergriff. Gerade jetzt, wo wegen der Ermittlungen rund um den ehemaligen SPD-Abgeordneten Edathy so viel Aufmerksamkeit für das Thema vorhanden ist, müssen wir jedem potentiellen Täter klar machen: Wir werden als Gemeinschaft alles unternehmen, um unsere Kinder zu schützen. Selbst vermeintlich gestohlene Laptops dürfen nicht dazu führen, dass jemand ungestraft davonkommt.

Unsere Kleinsten sind nicht in der Lage, sich zu wehren. Es ist die Aufgabe der Erwachsenen, diesen Schutz zu gewährleisten. Ich glaube, dass die Menschen in Deutschland kein Verständnis dafür haben, dass man Bilder von nackten Kindern kaufen kann oder dass der Verkauf erlaubt ist. Man muss den Handel verbieten. Da haben wir als Gesetzgeber Handlungsbedarf!

Wir sollten aktiv dafür eintreten, einen konsequenten Kinder- und Jugendschutz gesetzlich im Bund umzusetzen und aktiv gegen jede Art von Kinderpornographie vorzugehen. Die Verbreitung, der Erwerb und der Besitz von Nacktaufnahmen von Kindern ist unter Strafe zu stellen. Zusätzlich muss die Verjährungsfrist von Sexualdelikten gerade im Sinne junger Opfer deutlich verlängert und der Straftatbestand des Missbrauchs von Schutzbefohlenen erweitert werden. Schließlich brauchen wir im Strafrecht ein zeitgemäßes Verständnis von Medien. Da der Handel mit Kinderpornographie hauptsächlich im Internet grassiert, dürfen veraltete Begriffe in unseren Gesetzen nicht zu Schutzlücken für die Kinder werden. Das Strafrecht darf nicht analog bleiben, während die Straftat digital wird.

Über die Verschärfung der Gesetze gegen Kinderpornographie hinaus, bleibt im Kinder- und Jugendschutz vieles zu tun. Thüringen hat hier in den letzten Jahren bereits eine Vorreiterrolle eingenommen. Ein Runder Tisch gegen Kindermissbrauch ist seit 2010 installiert. Das Thüringer Kinder- und Jugendsorgentelefon ist für die Betroffenen ein leicht zugängliches Hilfsinstrument. Breite gesellschaftliche Aktionen wie „Thüringen sagt JA zu Kindern“ unterstreichen die Kinderfreundlichkeit des Freistaats.

Kinder sind das Wertvollste, was wir besitzen. Eine Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, das Wertvollste zu schützen, wird zurecht Probleme mit ihrer Akzeptanz bekommen. Gemeinsam sollten wir alle Maßnahmen ergreifen, die dafür sorgen, dass unsere Kinder ruhiger schlafen können.

2014: Erfolg unter Lieberknecht oder Experimente unter Ramelow

2014: Erfolg unter Lieberknecht oder Experimente unter Ramelow

TLZ: Herr Voigt, das Wahljahr hat begonnen, haben Sie schon einen Slogan, mit dem Sie Christine Lieberknecht wieder zur Ministerpräsidentin machen wollen?

Der Slogan ist: Das Land ist auf dem richtigen Weg. Die Menschen können stolz sein, auf das, was sie erreicht haben und mit Zuversicht nach vorne schauen.

Doch so einprägsam. Also haben Sie noch keinen Slogan.

Doch den habe ich, aber ich werde ihn jetzt sicherlich noch nicht verraten. Aber ich sage mal eins: Die Thüringer CDU ist gut vorbereitet.

Woran machen Sie das fest?

Wir haben fast alle Landtagskandidaten bis auf zwei nominiert. Wir sind also wie keine andere Partei im Freistaat schon mit unseren Direktkandidaten unterwegs…

… und das sehen Sie als Vorteil?

Natürlich, unsere Kandidaten können schon bei den Menschen im Land für unsere Politik werben, während die Konkurrenz noch mit internen Streitigkeiten beschäftigt ist. Ein Drittel unserer Kandidaten sind Frauen, ein Drittel ist unter 40 Jahre. Das hat es noch nie gegeben. Wir sind so jung und weiblich wie noch nie, ohne auf wichtige Erfahrung zu verzichten.

  • Beim Interview mit CDU Generalsekretär Mario Voigt: Bernd Hilder und Elmar Otto von der TLZ. Foto: Peter MichaelisBeim Interview mit CDU Generalsekretär Mario Voigt: Bernd Hilder und Elmar Otto von der TLZ. Foto: Peter Michaelis

 

Ausreichend motiviert sind Sie offensichtlich. Aber die Koalition mit der SPD dümpelt dahin, gegen die Ministerpräsidentin ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Untreue. Drückt das in Ihrer Partei nicht mächtig auf die Stimmung?

Klar, könnten wir das eine oder andere Thema weniger vor der Brust haben. Ich bin froh, dass die SPD ihre Bundestagswahldepression abgelegt und die Frage um die Spitzenkandidatur geklärt hat. Das macht das Arbeiten in der Koalition wieder leichter.

Sollte es zu einer Anklage der Regierungschefin kommen, was ist Ihr Plan B?

Wir brauchen keinen Plan B. Christine Lieberknecht ist eine integre und verlässliche Ministerpräsidentin und ich habe keine Zweifel daran, dass sie rechtmäßig gehandelt hat und dass das auch bei den Ermittlungen rauskommen wird.

Wie schätzen Sie Ihren Koalitionspartner derzeit ein?

Man muss schon feststellen, dass die SPD das schlechteste und wir das beste Bundestagswahlergebnis aller Zeiten hatten, was die Regierungsarbeit zunächst erschwert hat. Aber nun steht die Sacharbeit wieder im Vordergrund. Wir sollten uns jetzt gemeinsam darauf konzentrieren, was das Land nach vorne bringt. Noch ist kein Wahlkampf.

Aber welche Themen wollen Sie denn in den verbleibenden acht Monaten wirklich noch abarbeiten?

Also die Landesregierung arbeitet sehr fleißig. Wir werden in den nächsten Wochen unser 136 Millionen Euro schweres kommunales Hilfsprogramm gemeinsam im Landtag beschließen und wollen die gemeinsam beschlossene Veraltungsreform umsetzen. Außerdem haben wir den Landesentwicklungsplan 2025 auf der Agenda. Es geht zudem um freiwillige Fusionen auf Kommunalebene oder das Verfassungsschutzgesetz.

Das klingt so, als sei Ihr nächster Traumpartner wieder die Thüringer Sozialdemokratie.

Nein, Koalitionen sind keine Träume, sondern harte Realität. Bei der Landtagswahl machen wir unser Angebot an die Thüringer Mitte und wollen so stark wie möglich werden. Und dann schauen wir, mit wem wir am besten unsere Inhalte durchsetzen können. Die SPD ist ein potenzieller Koalitionspartner.

Einer von zweien, wenn überhaupt.

Naja, nach heutigem Stand kann man feststellen, dass CDU, Linke und SPD sicher dem nächsten Thüringer Landtag angehören werden. Dann gibt es mit den Grünen und der AfD zwei Wackelkandidaten. Für die FDP, die konstant unter fünf Prozent ist, sieht es nicht gut aus.

Also bleibt für die CDU nur Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün?

Beides ist für Thüringen besser als Rot-Rot. Aber es ist müßig im Vorfeld einer Wahl über Koalitionen zu philosophieren. Man muss selber so stark sein, wie man kann um am Ende souverän den Partner auswählen zu können mit dem für Thüringen das Beste erreicht werden kann.

Aber Sie schließen doch ein Bündnis mit der AfD aus.

Richtig.

Die Linke scheidet ebenfalls aus. Mit der FDP dürfte es, selbst wenn sie knapp in den Landtag einzöge, schwer werden. Also weiß doch der Wähler in etwa, was auf Ihn zukommt. Oder träumen Sie von einer absoluten Mehrheit?

Ich träume davon, dass der Erfolg Thüringens weitergeht mit der Handschrift von Christine Lieberknecht und der CDU. Damit das gelingt, müssen wir zulegen und auch in den Wahlkreisen besser werden als 2009. Statt in 28 Wahlkreisen wie vor 5 Jahren wollen wir deutlich öfter vorn liegen. Und was eine mögliche Koalition mit der FDP angeht? Warum nicht! Im Sommer 2013 sahen uns die Demoskopen bei 43 Prozent. Wir könnten dann also auch mit unserem natürlichen Koalitionspartner FDP regieren, sollte sie die Fünf-Prozent-Hürde schaffen.

Die bürgerlichen Wähler würden Ihnen also einen Gefallen tun, wenn Sie die FDP erneut ins Parlament hieven?

Die Wähler sind glücklicherweise sehr klug und wissen, dass sie keine Stimme zu verschenken haben und werden hoffentlich CDU wählen. Es geht schließlich darum, ob Christine Lieberknecht oder Bodo Ramelow Thüringen regiert.

Sie wollen also das Duell zwischen Christine Lieberknecht und ihrer SPD-Herausforderin Heike Taubert nicht befördern?

Dieses „Duell“ ist ein Luftschloss und völlig unrealistisch. Heike Taubert ist eine nette Dame, die im Kabinett von Christine Lieberknecht arbeitet, aber ohne Chance auf das Amt der Ministerpräsidentin.

So boshaft hätten wir Sie gar nicht eingeschätzt.

Man muss doch mal eines festhalten- Spätestens mit den Aussagen von SPD-Chef Christoph Matschie und Frau Taubert, auch einen Linken-Ministerpräsidenten mitzuwählen, ist eines klar: Die Landtagswahl entscheidet darüber, ob der Kurs vonChristine Lieberknecht mit dem Ziel der Vollbeschäftigung fortgesetzt wird, oder ob es rot-rot-grüne Experimente unter Bodo Ramelow gibt.

Das heißt Lagerwahlkampf?

Nein, das heißt, dass die Optionen offen auf dem Tisch liegen. Die SPD ist kontinuierlich unter 20 Prozent, sie wird nicht mehr vor der Linken landen. Die CDU macht ein Angebot an die Mitte der Gesellschaft, die nicht von den Rändern definiert und regiert werden wollen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Linke die Erfolge bei Wirtschaft und Bildung gefährdet. Das wäre aber der Fall, wenn Bodo Ramelow Ministerpräsident würde.

Sie wollen allen Ernstes Bodo Ramelow als Investorenschreck hinstellen? Hat sich dieses Klischee nicht längst überlebt?

Man braucht hier keine Schreckgespenster beschwören, sondern einfach schauen, was die Thüringer in den letzten Jahren erreicht haben. Seitdem Christine LieberknechtMinisterpräsidentin ist, sind die sozialversicherungspflichtigen Jobs um fünf Prozent gewachsen. Die Löhne sind deutlich gestiegen. Seit 2004, also seit 10 Jahren, wirbt Bodo Ramelow für sich als Ministerpräsident. Seitdem ist z.B. das Bruttoinlandsprodukt um 20 Prozent gestiegen. Das haben wir nicht mit verteilen, sondern erwirtschaften geschafft. Deshalb sage ich: Ramelow führt Debatten von gestern. Und das würde Thüringen zurückwerfen.

Im vergangenen Jahr hatten Sie noch Angst davor, dass die SPD zu stark werden könnte und haben sich extra eine Strategie überlegt, damit die Linke auch wirklich vor der SPD landet.

Wie kommen Sie denn darauf?

Weil es stimmt. Auch wenn sich Ihre Überlegungen inzwischen überholt haben, aber fest steht doch, dass die ehemalige Stasi-Beauftragte Hildigund Neubert vor allem auch deshalb Staatssekretärin in der Staatskanzlei geworden ist, damit sie als Reizfigur der Postsozialisten Linke-Wähler mobilisiert, um so zu verhindern, dass es ein SPD-geführtes rot-rot-grünes Bündnis gibt.

Eine interessante, aber falsche These.

Ganz und gar nicht. Der Linksruck der SPD, die bis dahin stets ausgeschlossen hatte, eine Juniorpartnerschaft mit den Linken einzugehen, hat ihnen nur einen Strich durch Ihre Strategie gemacht.

Noch einmal. Erstens hatten wir als CDU nie Angst vor einer starken SPD und zweitens ist Frau Neubert eine exzellente Staatssekretärin. Wahlen gewinnt man nicht durch Mobilisierung des Gegners, sondern durch ein programmatisches und personelles Angebot.

Was sagen Sie ihren traditionellen Wählern, die mittlerweile hadern, weil sie der Ansicht sind, dass die CDU sich kaum noch von der SPD unterscheidet?

Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Es geht um Lieberknecht versus Ramelow. Die SPD ist nur ein Mehrheitsbeschaffer in einer linken Koalition. Die CDU will unter Führung von Christine Lieberknecht Thüringen zur Vollbeschäftigung führen und zwar mit fairen Löhnen. Bodo Ramelow verspricht 5000 staatlich bezahlte Jobs, die fast 100 Millionen Euro kosten, und bemerkt dabei nicht einmal, dass sich die Arbeitslosigkeit seit seinem ersten Spitzenkandidaten-Versuch 2004 halbiert hat. . Die Linke ist das garantierte Schuldenprogramm und Abwrackprogramm für den Wirtschaftsstandort Thüringen.

Bundes- und landesweit hat man derzeit nicht das Gefühl, dass die CDU die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft verbessert oder die arbeitende Mittelschicht fördert, die wird im Gegenteil immer stärker belastet.

Sie müssen auch sehen, was die CDU Gott sei Dank nicht zugelassen hat: höhere Erbschaftssteuer, höhere Eigenkapitalsteuer nur ein paar Beispiele, die unsere Wirtschaft noch stärker belasten würden. Aber Sie haben Recht, es gibt hier Ungerechtigkeiten. Gerade bei den Kosten von Energie. Da müssen wir ran.

Dann belassen Sie es auch nicht nur bei Ankündigungen. Die wahrlich große Berliner Koalition hat immerhin fast eine absolute Mehrheit.

Aber wir regieren nicht allein. Und entgegen allem Gerede von der Gleichheit der Parteien, gibt es einen grundlegenden Unterschied. Die SPD setzt auf Verteilen, wir auf Erwirtschaften. Deshalb müssen wir so stark wie möglich werden, um unsere Position durchsetzen zu können.

Aber die CDU hat doch maßgeblich mit dafür gesorgt, dass die Rentenbeiträge nicht gesenkt werden und ihr Parteifreund und Gesundheitsminister Hermann Gröhemöchte jetzt auch noch die Beiträge für die Pflegeversicherung anheben.

Wir haben bei der Rente gemacht, was wir vorher gesagt haben. Wir haben die Mütterrente beworben und sie wird jetzt kommen. Das ist nur gerecht. Warum sollten wir denn die Leistung der Mütter, die ihre Kinder vor 1992 bekommen haben, weniger wertschätzen?

Warum wird der Rentenbeitrag nicht gesenkt?

Sie können doch nicht auf der einen Seite den Beitrag senken und auf der anderen quasi die Auszahlung erhöhen.

Aber was die Union nun auf den Weg bringt, belastet die, die arbeiten und Beiträge zahlen und kommt Menschen zu Gute, die nichts eingezahlt haben.

Zunächst einmal gilt doch wohl, dass jeder möchte, dass seine Mutter die gleiche Rente bekommt, egal ob sie ein Kind vor oder nach 1992 zur Welt gebracht hat. Die Mütterrente wird kommen zum 1. Juli und das ist auch richtig! Und unabhängig von Einzahlungen: Ohne die Mütter, die jetzt profitieren, bräuchten wir überhaupt nicht mehr über Renten zu diskutieren. Weil niemand Kinder geboren und großgezogen hätte.

Und was ist mit der Rente ab 63?

Hier gibt es im Detail noch Klärungsbedarf. Ich habe Sorge, dass die nun vorgestellten Pläne zu Frühverrentungen führen, weil auch bis zu 5 Jahre Arbeitslosigkeit einbezogen werden. Das können wir weder für ältere Arbeitnehmer wollen, noch kann sich der Wirtschaftsstandort es leisten, auf die Erfahrung der Älteren zu verzichten.

Das heißt, Sie fordern SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles auf, die Rente mit 63 zu stoppen?

Das bedeutet, dass ihr Vorschlag noch nicht alle Fragen beantwortet hat und dass ich Nachbesserungen einfordere. Im Moment sehe ich den Gesetzentwurf noch nicht als zustimmungsreif an, weil das Problem der Frühverrentungen nicht gebannt ist. Generell gilt in der Rentenpolitik: Wir brauchen soziale Absicherung auf der einen Seite, aber wir müssen erwirtschaften bevor wir verteilen. Das ist der substanzielle Unterschied zu den Linken. Und das werden wir auch im Landtagswahlkampf ganz deutlich machen.

Wie genau?

Neben den schon beschriebenen Unterschieden in der Wirtschaftspolitik geht es um Finanzen. Die CDU setzt auf ausgeglichene Haushalte, weil es eine Frage der Generationengerechtigkeit ist. Wir haben die zweithöchste Pro-Kopf-Schuldentilgung nach Bayern in ganz Deutschland. Die Linken versprechen viel und meinen eigentlich nur neue Schulden. Die Beispiele in Baden-Württemberg undNordrhein-Westfalen zeigen: Grün-Rot oder Rot-Grün machen dort Milliarden neue Schulden. Trotz der höchsten Steuereinnahmen, die es jemals gab, setzen die Regierungen in diesen Ländern weiter auf eine Schuldenpolitik. Damit verlassen sie den politischen Konsens, den wir mit der Schuldenbremse nach Jahrzehnten endlich parteiübergreifend gefunden haben.

Wer war noch gleich in den vergangenen 25 Jahren immer die stärkste Kraft in der Thüringer Landesregierung und hat damit maßgeblich zu den 17 Milliarden Euro Schulden in Thüringen beigetragen?

Wir liegen bei der Pro-Kopf-Verschuldung im deutschen Mittelfeld. Da wollen wir besser werden. Aber: Es war in den Jahren nach der Wiedervereinigung notwendig in Wirtschaft zu investieren, Infrastruktur aufzubauen und Bildungsstandards zu halten. Und Sie werden mit mir doch wohl übereinstimmen, dass diese Politik erfolgreich war. Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote in den neuen Bundesländern…

… und die niedrigsten Löhne!

Das stimmt doch gar nicht mehr. Sie leben doch in einer Welt von vor drei Jahren.

Ach ja?

Natürlich. Im Dezember vergangenen Jahres hat eine Studie den Beweis erbracht, dass die Lohnsteigerungen in Thüringen am deutlichsten sind. Seit 2009 sind die Einkommen inThüringen um zehn Prozent gestiegen.

Das mag sein, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass in Thüringen die Beschäftigten im Schnitt weiter ein Drittel weniger verdienen als der Bundesschnitt. Das hat erst in diesem Monat wieder die Bundesagentur für Arbeit vermeldet. Und genau diese Gehaltsschere führt doch dazu, dass es Unternehmen schwer fällt, Fachkräfte aus anderen Regionen anzulocken.

Niemand hat bestritten, dass wir schon am Ende des Weges sind. Natürlich wollen wir auch hier noch besser werden. Aber Sie können doch nicht ignorieren, dass unsere Politik dazu geführt hat, dass Thüringen sich inzwischen zum ostdeutschen Primus bei Wirtschaft und Finanzen entwickelt hat.

Zumindest seit Finanzminister Wolfgang Voß gegen alle Widerstände auch in der CDU – einen rigiden Sparkurs fährt, hatten wir den Eindruck, dass Thüringen beim Schuldenabbau vorankommt. Aber kaum hat das Land einen kleinen Überschuss erwirtschaftet, wird nicht mehr gespart, sondern 136 Millionen Euro werden an die Kommunen verschenkt.

Die Überschüsse gehen zum einen anteilig in die Schuldentilgung des Landes, zum anderen geben wir Geld in die kommunale Familie, um denen bei der Schuldentilgung zu helfen.

Was ist das für ein Signal? Die Gemeinden, die teilweise selbst verschuldet, ihre Haushalte nicht mehr zubekommen, müssen nur nach Landeshilfe rufen und schon gibt es Geld.

Sie können natürlich alles schlecht reden. Aber der Ansatz der Union ist immer gleich. Unsere Auffassung von Gerechtigkeit ist: Es geht um den Zugang zu Chancen. Ob bei der Bildung, der Wirtschaft, den Finanzen oder den Gemeinden. Es geht darum, dabei zu helfen, die kommunale Zukunft zu gestalten.

Traditionell beansprucht die CDU immer für sich eine hohe Wirtschaftskompetenz. Aber das Amt des Wirtschaftsministers überlassen Sie, von Bayern abgesehen, immer anderen. Das Verhältnis zur Wirtschaft gilt durch den mitunter sozialdemokratisch gefärbten Kurs der Union als belastet. Wie wollen Sie das ändern?

Ich weiß nicht, in welchem Land Sie leben. Punkt eins: Die Union ist der Sachwalter für wirtschaftspolitische Vernunft – in Thüringen wie in Deutschland. Das ist unsere Kernkompetenz. Deshalb wählen die Menschen Angela Merkel genauso wie Christine Lieberknecht …

… deshalb überlassen Sie das Wirtschaftsressort immer den Koalitionspartnern?

Nein. Punkt zwei ist: Thüringer Mittelständler, und das sage ich Ihnen, als jemand der selbst im Mittelstand gearbeitet hat, wollen keinen Wirtschaftsminister, der doppelt abkassiert, sondern einen, der sich doppelt engagiert. Es geht darum, gute infrastrukturelle Bedingungen zu schaffen und qualifizierte Fachkräfte zu haben…

… aber die Wirtschaft klagt doch über viel zu viel Bürokratie und hohe Belastungen. Und kein Politiker irgendeiner Partei hat ernsthafte Anstrengungen unternommen, hier etwas zu ändern. Im Gegenteil: Es kommt immer mehr drauf.

Ich darf mal daran erinnern, dass wir in Thüringen gerade eine große Verwaltungsmodernisierung auf den Weg bringen. Und gerade dabei hat auch die Frage des Bürokratieabbaus eine herausragende Rolle gespielt. Mit einem One-Stop-Shop werden die Unternehmen künftig für alle ihre Angelegenheiten eine zentrale Anlaufstelle haben. Auch durch die fortschreitende Digitalisierung, zum Beispiel beim E-Government, sorgt Thüringen längst für eine erhebliche Entlastung der Unternehmen. Aber natürlich wollen wir, wenn wir die Chance dazu haben, nach der Wahl wieder den Wirtschaftsminister stellen, um bestimmte Fehlentwicklungen beispielsweise in der Förderpolitik zu korrigieren.

Zum Beispiel?

Ich habe nichts gegen die Ansiedlung von Zalando am Erfurter Kreuz. Aber dort haben wir, um das Unternehmen hierhin zu locken, Geld investiert, das besser beim Mittelstand aufgehoben gewesen wäre. Wir stecken zu viel Geld in Logistik anstatt damit moderne innovative Unternehmen zu unterstützen.

Aber gerade Ansiedlungen wie Zalando spielen Ihnen doch in die Hände, weil sie für Beschäftigung sorgen. Und die niedrige Arbeitslosenquote haben Sie gerade noch als Ergebnis weitsichtiger CDU-Politik gelobt.

Wir haben die höchste Handwerkerdichte in ganz Deutschland. Und 90 Prozent der Unternehmen, haben weniger als 10 Mitarbeiter. Diese Mittelständler, die bereits im Land sind, müssen wir stärker unterstützen und nicht Geld für fragwürdige neue Ansiedlungen binden.

Ist dieses von Ihnen hier skizzierte Bild einer Partei der regionalen Nähe auch ein Grund dafür, warum Sie keine Landkreise zusammenlegen wollen?

Mit uns wird es keine Großkreise geben. Das haben wir in dieser Legislaturperiode oft genug deutlich gemacht und dabei bleibt es…

… aber wird eine Gebietsreform nicht der Preis sein, um mit SPD oder Grünen koalieren zu können?

Das sehe ich nicht so. Wir werden schon bei der Kommunalwahl erleben, dass die Menschen mit den Füßen abstimmen, also für die regionalen Gebietskörperschaften, in denen sie leben. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es jetzt zwar nur noch sechs Landkreise, aber keiner hat mehr einen ausgeglichenen Haushalt. In Sachsen sagen selbst SPD-Politiker, dass die Reform erst 500 Millionen Euro Anschubfinanzierung kostet. Strukturen sind kein Selbstzweck. Die zentrale Frage ist doch: Wie können die Aufgaben vor Ort am besten erledigt werden? Und da ist mein fester Glaube, dass wir Übersichtlichkeit, Nähe und Identität brauchen.

Aber die Menschen definieren sich doch nicht über Ihr Leben in Landkreisen, sondern sie leben in ihren Dörfern oder Städten.

Da widerspreche ich. Die Menschen identifizieren sich auch mit ihren Kreisen. Nehmen sie nur das Eichsfeld. Und wenn sie zu große Einheiten schaffen, haben die kleinen eingemeindeten Orte überhaupt keine Mitsprache mehr, was zu Verdrossenheit und Identitätsverlust führt. Wir wollen, dass die Menschen weiter etwas zu sagen haben. Das gilt für alle Ebenen. Deshalb sind wir gegen Monsterkreise und gegen Mindestgrößen von 12 000 Einwohnern bei Gemeinden.

Die CDU reklamiert für sich, alle wichtigen Reformen gemacht zu haben: beim Forst, dem Kommunalen Finanzausgleich und der Polizei. Vor allem bei der Polizei wird die Kritik aus den eigenen Reihen aber immer lauter, dass die innere Sicherheit durch einen zu starken Stellenabbau leidet.

Die Reform wird am Ende dazu führen, dass mehr Polizisten auf der Straße zur Verfügung stehen werden. Innere Sicherheit ist für die CDU ein wichtiges Thema. Hier werden wir keine Abstriche zulassen.

Ihr Innenminister besetzt aber vor allem gerne Themen wie Integration. Law and Order spielt bei ihm nur eine untergeordnete Rolle. Haben Sie nicht die Sorge, dass das Ihre Wähler vergrault?

Wir haben in Jörg Geibert einen exzellenten Innenminister, der sowohl für Sicherheit und Ordnung steht als auch für einen starken kommunalen Raum. Thüringen ist das Land mit der bundesweit besten Aufklärungsquote. Insgesamt haben wir die drittwenigsten Straftaten. Dabei wird es auch bleiben.

Christine Lieberknecht werden oft zu viele sozialdemokratische Gene nachgesagt. Und auch in Berlin hat man derzeit den Eindruck, die Koalition wird mehr vonSigmar Gabriel als von Angela Merkel geführt, weil die SPD-Akzente überwiegen.

Ich bin Schachspieler, deshalb weiß ich, Partien werden selten in der Eröffnungen gewonnen, sondern häufig im Endspiel. Die Legislaturperiode dauert mehr als nur drei Monate…

… das heißt, zurzeit sind Sie auch unzufrieden?

Das heißt: Wir müssen noch deutlicher machen, was unsere Schwerpunkte sind. Aber ich bin Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sehr dankbar, dass er mit unserem Bauminister Christian Carius das Thema Ausbau der digitalen Infrastruktur auf die Agenda gesetzt hat. Wir werden in Thüringen auch für eine Digitalisierungsoffensive werben.

Wie soll die aussehen?

Wir brauchen einen Technologiemix. Aber der Zugang zu schnellem Internet ist mittlerweile eine Frage von Gerechtigkeit. Wir als Union wollen, dass auch in ländlichen Regionen die Versorgung so ist, dass alle Angebote nutzbar sind. Zurzeit kann man in 97 Prozent des Landes mit nur zwei MB pro Sekunde im Netz surfen. Das reicht für die ist Entwicklung der Wirtschaft in der Fläche nicht aus.

Hermann Gröhe, Alexander Dobrindt, Andrea Nahles alle Generalsekretäre im Bund sitzen jetzt im Kabinett Merkel. Welches Ministerium werden Sie, im Fall einer erfolgreichen Landtagswahl, übernehmen?

Ich bin gerade zum zweiten Mal Vater geworden. Nach der Wahl wird mir deshalb meine Frau das Familienministerium übergeben. Ich nehme mindestens einen Monat Erziehungsurlaub, um die Eingewöhnungszeit unseres zweiten Sohnes im Kindergarten begleiten zu können.

Das heißt: Sie wollen kein Minister werden?

Ich will, dass es in Thüringen weiter voran geht und dass Christine Lieberknecht Ministerpräsidentin bleibt. Für alles andere brauchen wir keine Planspiele.

 

Interview in der TLZ vom 3.2.2014

Zwei Gründe, welche die SPD-Spitzenkandidatin nachdenklich stimmen sollten

Zwei Gründe, welche die SPD-Spitzenkandidatin nachdenklich stimmen sollten

Es ist offiziell: Heike Taubert wird Spitzenkandidatin der SPD. Die Sozialministerin. Frau gegen Frau. Meine erste Prognose für 2014 ist erfüllt: Christoph Matschie hat Heike Taubert zur Spitzenkandidatin vorgeschlagen.

Die OTZ kommentierte: „Mit Heike Taubert im Aufgebot hat sich die SPD allerdings schon früh festgelegt als weiterhin dritte Kraft im Landtag“.

In der TLZ war zu lesen: „Dass die SPD erstmals eine Frau ins Rennen schickt, liegt vor allem daran, dass sich die beiden Wunschkandidaten vieler Genossen, die Oberbürgermeister Albrecht Schröter und Andreas Bausewein aus Jena und Erfurt ihre Karrieren nicht durch vorhersehbare Wahldebakel versauen wollen. Sie warten auf günstigere Gelegenheiten. Die Wahrheit ist: Hätte einer der Beiden die Hand gehoben, wäre Taubert nicht zum Zuge gekommen.“

Also, als zweite Wahl auf zur dritten Kraft?

Wie heißt es so schön, eine Wahl ist eine Veranstaltung zur Überprüfung der demoskopischen Vorhersagen – und die können sich irren. Es gibt jedoch mindestens zwei Gründe, die für das Duell Lieberknecht-Ramelow sprechen und Taubert eher zur Zählkandidatin, als zur Ministerpräsidentenkandidatin machen:

1. Der Wähler

Jede Stimme muss bei jeder Wahl neu gewonnen werden. Zugleich gibt es langfristige Wählertrends, die man nicht ignorieren kann. Und dieser Trend ist eindeutig: Die SPD gewinnt keine neuen Wähler hinzu.

Die Umfragen der letzten Jahre zeigen für die SPD nur eine Tendenz: nach unten. Kurz nach dem Start der Koalition und während der Zeit des gemeinsamen Koalitionshandelns stieg der SPD-Wert bis auf 24 Prozent an. Seitdem mehr ein Krawallkurs eingesetzt hat, sinken die Zahlen. Niedrigster Wert: 14,9 Prozent (November 2013) – der schlechteste Umfragewert seit August 1999.

Aber es ist nicht die Stimmung, sondern vor allem die tatsächlichen Stimmen, die der SPD Kopfzerbrechen bereiten sollten. Bei Bundestagswahl 2013 erreichte die SPD 16,1 Prozent. Das sind 1,5 Prozentpunkte weniger als bei der Bundestagswahl zuvor. Viel dramatischer fällt der Vergleich aus, wenn man die genaue Anzahl der Wähler betrachtet: Für die SPD gaben 198 714 Thüringer ihre Stimme ab. Das ist fast exakt der gleiche Wert wie bei der Landtagswahl 2009. Dort waren es 195 363. Wo ist das Problem mögen manche Fragen. Die Wahlbeteiligung. Bei der Bundestagswahl gingen fast 200.000 Thüringer mehr wählen als bei der Landtagswahl. Obwohl mehr Bürger ihr Recht auf Wahl wahrnahmen, stagnierte die SPD. Kein gutes Signal. (Das gilt übrigens auch für die Linke. Sie erreichte 300 Stimmen weniger wie bei der Landtagswahl – 288 915 zu 288 615 Stimmen). Dagegen konnte die CDU sich von 329 302 auf 477 283 steigern.

2. Die SPD

Die SPD hat einen Parteivorsitzenden und einen Spitzenkandidaten. Kommt ihnen bekannt vor? Frau Taubert muss einen „Steinbrück-Effekt“ fürchten. Matschie ist Vorsitzender der SPD und sie darf den Vorturner spielen. Bei Steinbrück ist das Ergebnis bekannt. Er führte den Wahlkampf und nahm nach der Wahl am „Katzentisch“ Platz. Taubert dürfte daraus gelernt haben. Noch schwieriger wird es für sie, wenn aus dem Duo bald eine Troika wird und Erfurts-OB Bausewein landespolitische Impulse geben möchte.

Noch sieht es danach aus, als ob Taubert Wähler in der politischen Mitte gewinnen möchte. Sie will sich als Kandidatin mit Rückhalt in der bürgerlichen Mitte profilieren, die nur ein bisschen mehr staatliche Umverteilung gut findet als die CDU. So ähnlich hat es Steinbrück auch versucht. Doch schafft es Taubert nicht, im ersten Quartal die Zustimmungswerte der SPD zu heben, dann wird es ungemütlich für sie. Dann werden die parteiinternen Stimmen laut, die ehedem für Rot-Rot-Grün sind. Dann wird Taubert zum „doppelten Steinbrück-Effekt“ gezwungen sein: sich in den Themen der Linken annähern, um gegenüber deren Wählern zu punkten und dadurch Stimmen für die SPD zu gewinnen. Ob jetzt Kätzchen oder Stubentiger – sie wird zugleich versuchen, sich im Vergleich zum Linken-Spitzenkandidaten Ramelow als die eigentliche Kraft im linken Lager darzustellen. Dadurch wird sie automatisch eine Oppositionsrolle in der Regierung einnehmen. Und das schadet am meisten der SPD selbst.

Unterm Strich: Dass die SPD im Rennen um den Ministerpräsidenten mitspielen wird, steht außer Frage. Dass sie ihn aber stellt, ist unwahrscheinlich. Es bleibt die Frage, ob sie zur Stärke in Verantwortung findet, oder Opposition zur eigenen Arbeit der letzten Legislaturperiode macht und versucht, links zu punkten. Letzteres würde nur einen zum Schnurren bringen.

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Hier gebe ich Einblicke in meine politischen Ansichten, den Wahlkampf 2014 und sonstige Themen, die mich interessieren.

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