von Mario Voigt | Juli 26, 2017 | Bund, Digitalisierung, Politik, Wahlkampf, Wirtschaft
Mit „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ oder als Hashtag #fedidwgugl hat die Union ihr Regierungsprogramm jetzt vorgestellt. Digitalisierung ist in aller Munde, doch was steht in den Wahlprogrammen der Parteien? Was ist in den nächsten vier Jahren geplant und welche Parteien passen in Digitalisierungsfragen zueinander?
Hier gibt es den Schnellcheck.
Die Union geht bei der Digitalisierung in die Offensive und postuliert mit ihr eine „historische Revolution“, die es zu nutzen gilt, um die Arbeitswelt humaner zu machen, die Umwelt zu schützen, die Gesundheitsversorgung zu verbessern und die Lebensqualität zu erhöhen. Konkret fordert die Union:
- Die Schaffung der Position eines „Staatsministers für Digitalpolitik“ im Bundeskanzleramt und eines „Nationalen Digitalrats“
- Die Errichtung einen „Gigabit-Gesellschaft“ mit flächendeckend modernem Glasfasernetz bis 2025 und die Etablierung Deutschlands als Leitmarkt für den neuen 5G-Mobilfunk (als Schlüsseltechnologie der digitalen Transformation)
- E-Gouvernement um Behördengänge vereinfachen (elektronisches Bürgerportal und elektronisches Bürgerkonto)
- Ausbau Industrie 4.0: Start-Ups unterstützen, neue Technologien und Produktionsverfahren, neue Arbeitsplätze und Arbeitszeitmodellen (bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf), Verabschiedung eines Datengesetzes
- Digitaler Verkehr: Vernetzung des Verkehrs (Staureduzierung), autonomes Fahren
- Bildungspolitik: erforderliche Ausstattung der Schulen, Vermittlung digitaler Kompetenzen
- E-Health: Telemedizin (kürzere Wartezeiten in Arztpraxen, verbesserte und schnellere medizinische Versorgung im ländlichen Raum und gezieltere Diagnosen des Krankheitsbildes sowie optimierter Therapieansätzen)
Die Kernpunkte der FDP zur Digitalisierung sind:
- Einführung eines Digitalministeriums
- Digitale Infrastruktur auf dem neuesten Stand, Flächendeckendes Glasfasernetz
- Freies WLAN im öffentlichen Raum
- E-Health: Telemedizin (Ausbau digitaler Gesundheitsdienstleistungen, Ambulante Versorgung stärken)
- Digitalisierung der Bildung: 1000 EUR Technik-Investition pro Schülerin und Schüler, Medienkompetenz in die Bildungsstandards, Lebenslanges Lernen mit Online-Tools, Digitalkompetenz erweitern
- Chancen der Digitalisierung nutzen: Digitaler Binnenmarkt für Europa, Open-Data und Open-Government-Strategie, Wettbewerbsrecht fit für die Digitalisierung machen, Netzneutralität und Innovationen fördern
- Datenschutz in der digitalisierten Welt (Schutz der Privatsphäre), modernes Urheberrecht
- Moderne Arbeitswelt: Mehr Flexibilität bei der Regulierung von Arbeitszeitmodellen
- intelligente Verkehrssysteme und Mobilität 4.0
Im Gegensatz zu Union und FDP fällt auf, das die Digitalisierung im Wahlprogramm der SPD kein gesondert aufgeführtes Kapitel bekommen hat. Forderungen der Sozialdemokraten zur Digitalisierung finden sich trotzdem in ausreichender Form wider:
- Bildungspolitik: Digitale Bildung muss Gegenstand von Schul- und Unterrichtsentwicklung sein, qualitativ hochwertige Online-Lernangebote an den Hochschulen entstehen, damit das Studium zunehmend orts- und zeitflexibel möglich wird, Ausstattung der Hochschulen, offenen Kanäle für wissenschaftliche Kommunikation und Publikation fördern (Open Access)
- Arbeitsmarkt: Forderung einer Ausbildungsstrategie für die Arbeitswelt 4.0, Weiterentwicklung des Berufsbildungsgesetzes, regelmäßige Weiterbildung, mehr selbstbestimmte Arbeitszeitgestaltung
- Datenschutz: Schaffung eines Beschäftigtendatenschutzgesetzes, Situation der Urheber verbessern
- Flächendeckendes schnelles Internet (Glasfaser): „Breitband für alle“ => bis 2025 eine der modernsten digitalen Infrastrukturen in Deutschland
- Für digitale Ausrüstung sollen kleine und mittlere Unternehmen einen Zuschuss erhalten
- Digitalisierung in der Verwaltung
- E-Health: Telemedizin
Die Digitalisierung nimmt im Wahlprogramm der Linken keine herausragende Stellung ein. Es finden sich nur wenige klare Forderungen, die im Zusammenhang zum digitalen Wandel unserer Gesellschaft stehen:
- Arbeitsmarkt: Recht auf Weiterbildung, Rechtsanspruch für Beschäftigte auf mobiles Arbeiten und Home-Office (auf freiwilliger Basis)
- Bildung: schneller und einfacher Zugang zu Bildung (durch Digitalisierung)
- Erstellung eines Rahmenkonzepts zur sozial gerechten und ökologisch nachhaltigen Gestaltung der Digitalisierung
Noch erschreckender als die stiefmütterliche Behandlung der Digitalisierung bei den Linken ist der Umgang mit diesem wichtigen Thema bei der AfD. Dort findet sich das Wort Digitalisierung nicht ein einziges Mal in ihrem Wahlprogramm wider. Lediglich die Forderung, dass „Haushalte sowie klein- und mittelständische Betriebe – unabhängig davon, ob diese sich in urbanen Räumen oder sich in ländlichen Regionen befinden – innerhalb von zwei Jahren an schnelle Breitbandnetze angeschlossen werden“ ist in dem Programm zu finden.
Das Vorläufige Wahlprogramm der Grünen nennt folgende Punkte zur Digitalisierung:
- neue, gute Jobs in neuen Arbeitsfeldern fördern
- Weiterbildung im Bereich digitale Kompetenzen
- ökologische Möglichkeiten für die Energie- oder Verkehrswende durch intelligente Steuerung, Automatisierung oder Vernetzung nutzen
- Investition in die Infrastruktur der Zukunft (Breitbandausbau)
- Forschungsbonus für Unternehmen
- Datenschutz
- Investition in Bildungsaufbruch (fünfjähriges Schulsanierungsprogramm und ein Modernisierungsprogramm für die Ausstattung von Hochschulen)
- Arbeitsmarkt: Recht auf Home-Office

Vergleich der Digitalisierung in den Programmen
Zusammenfassung: Die unterschiedlichen Ziele der Parteien in Deutschland lassen sich zusammenfassen auf den Ausbau von E-Gouvernement (digitale Verwaltung), die Erhebung von Digitalisierung zum Unterrichtsgegenstand, den Ausbau einer flächendeckenden digitalen Infrastruktur, der Einhaltung und Konkretisierung des Datenschutzes, dem Abbau von bürokratischen Barrieren für Unternehmen, der Förderung von Startups und Innovationen, und der Einführung eines „Internetministerium“ oder „-Ministers“. Die eigentlichen Zukunftsfragen sparen sich aber alle Parteien auf – wie schafft Deutschland als föderaler Staat wettbewerbsfähige Strukturen und Bedingungen an der kommunalen Basis und wie geht man mit permanent neuen Daten einer öffentlichen Infrastruktur um – von Energie bis zu Patientendaten.
Koalitionskompass: Die Ziele von CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne zum Thema Digitalisierung ähneln sich. Alle stehen für einen Breitbandausbau und schnelles, flächendeckendes Internet, die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und die Vermittlung digitaler Kompetenzen in der Schule sowie im Berufsleben. Spannend wird die Frage nach den Ausrichtrungen beim Umgang mit erhobenen Daten und dem Ausbau der Industrie 4.0. SPD und Grüne fordern mehr Regularien und setzen weniger auf die positiven Chancen der Digitalisierung. Wer Digitalisierung als Chance und Enabler sieht, der sollte auf Union und FDP setzen. Wer mehr regulatorische Eingrenzungen und weitgehenden Datenschutz, der sieht sich bei SPD und Grünen aufgehoben. Bei AfD und Linke spielt das Zukunftthema Digitalisierung einer nachrangig Rolle.
von Mario Voigt | Juli 25, 2017 | Digitalisierung, Politik, Thüringen, Wirtschaft
Die Digitalisierung in den Unternehmen darf nicht nicht auf die lange Bank geschoben werden. Beim Wirtschaftsforum in Steinbach-Hallenberg stand ich Rede und Antwort zu den Veränderungen für die Unternehmen durch die Digitalisierung. Meine Grundthese: „Die Digitalisierung verändert Geschäftsmodelle und alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.“
In seinem Bericht bezeichnete das Freie Worte den Vortrag mit augenöffnend:

Bericht in der Südthüringer Zeitung
von Mario Voigt | Juli 18, 2017 | Digitalisierung, Wahlkampf
What are Germans doing online and what does it mean for digital campaigners who are looking for ways to effectively communicate with them? The annual digital survey “We are Social” offers an indication of what’s important for digital campaigners in the 2017 election year. Here are five key trends:
1. Don’t forget email. It’s still more important than social media.
In Germany, the internet is present in every aspect of our daily lives. Almost 90 percent of Germans are now online, but only about half use social media. So it’s important to understand that digital campaigning doesn’t only mean using social media to communicate. In Germany, you must get your message into inboxes to succeed.

2. Know your device, and communicate across all channels.
Between desktop devices and mobile devices, Germans, on average, are online six hours a day. But to underscore the first point, they typically spend just one of those six hours on a social network. For Germans, checking emails and doing daily work happens on a desktop device, while social media activities are done using a mobile phone. Online search occurs via a mobile device about 50 percent of the time, but two-thirds still use a desktop device. Germans expect to be addressed through all channels and on different devices.
3. Content for Youtube, Facebook and Whatsapp is king.
The share of social media users in Germany is above the global average – 41 percent to 37 percent. 33 Million people in Germany use social media platforms at least once a month. Facebook and Youtube are the leading platforms. Almost every social media user (33 million users total) visits their Facebook profile at least once a month. 64% are visiting on a daily base, and 85% use their mobile device. Only YouTube beats those numbers. 69% of social media users visit YouTube every day, though they have a more passive network and content strategy than for Facebook. Given the number of daily interactions on Facebook, it’s ranked second, followed by WhatsApp at 55 percent. The social platforms that often get the most buzz—Instagram, Twitter and Snapchat—are definitely less popular. Only 21 percent of users visit Instagram daily, while 19 percent visit Twitter daily, and just 10 percent for Snapchat.

These lesson from these numbers is clear—smart digital campaigning in Germany must serve at least four channels: YouTube for video and entertainment, Facebook and WhatsApp for interaction and communication, and Twitter (often called the elite channel), to reach out to top-ranking politicians and journalists.
If you want to invest resources beyond those core channels, look to Instagram and Snapchat. Here you are attracting a younger audience. These channels also require a different kind of storytelling in the context of digital campaigning.
4. Hidden potential: First-time voters and Silver Surfers
Worldwide, Facebook is the top performer when it comes to Social Media. More than 1.8 billion users are active on Facebook every month. More than every second person (55%) uses Facebook every day. In Germany, of the 64 percent of people who are daily Facebook users, 48 percent of them are female, while 52 percent are male.
At the first glance the breakdown shows that there is huge campaign potential: The clear majority of Facebook users are between 18 and 34 years old – 16 million in total. But there are around 7.1 million first-time German voters on that platform. About 9 million Germans (older than 45) are regularly on Facebook. And as older voters are more reliable, the 3.6 million Germans, (older than 55 and active on Facebook) are very attractive to digital campaigners. But of course the strategies for approaching first-time voters and Silver Surfers must differentiate in each case.
5. Smart Streaming and Strict Targeting
The 2017 survey also shows that television is still the most important video channel for Germans. Even with Netflix and Amazon Prime, 89 percent of Germans still depend on daily TV. At the same time, digital viewing is growing. 25 percent of Germans stream videos online every day. And almost 60 percent of Germany’s internet users watch at least one video online a month. But this is only the demand side. Gifs and small snippets of video are dominating social media channels like Facebook and WhatsApp.To create content that gets shared far and wide, digital campaigners must pay more attention to short, emotional online clips, which connect compelling content to their brand.
Those five trends will be critical for digital campaigners to grasp this election year. There remains plenty to write about targeting and big data. Also, the connection between online and offline has become more important.
Online fundraising is becoming more of a possibility in Germany as well. Using E-Commerce’s development in Germany as an indicator of the development of online donations, there’s light at the end of the tunnel. The more the internet spreads, the more people are using E-Commerce. Online shopping is already widespread in Germany – only the British and South Koreans are more pervasive shoppers. 72 percent of all German Internet users bought something online last month, so online fundraising will continue to develop.
This article has been published in Campaigns&Elections Five Trends .
von Mario Voigt | Juni 27, 2017 | Ohne Kategorie, Politik, Wahlkampf
Was war das denn? Martin Schulz, von den Genossen zum Gottkanzler ernannt, wirft der CDU einen „Anschlag auf die Demokratie“ vor!?! Schulz behauptet, CDU setze im Bundestagswahlkampf auf eine sinkende Wahlbeteiligung. Abermals widerlegen die Fakten die Aussagen des SPD-Kandidaten. Nach den drei herben Niederlagen bei den Landtagswahlen braucht es wohl schmerzlindernde Vergesslichkeit.
Ein kurzer Blick auf die Zahlen verrät, dass die Wahlbeteiligung im Saarland um 8,1%, in Schleswig-Holstein um 4% und in NRW um 5,6% gestiegen ist. Das geht einher mit einem deutlichen Plus für die CDU (+5,5%, +1,2%, +6,7%).
Während also der Kanzlerkandidat der SPD damit beschäftigt war, seine Genossen zu „Martin, Martin!“-Rufen zu animieren, hat die CDU in den drei Bundesländern an über 250.000 Haustüren geklopft und damit viele neue Wähler, besonders aus dem Nichtwählerlager (Saarland um +28.000, Schleswig-Holstein +51.000, NRW +440.000) überzeugen können.
In diesem Zusammenhang von „Arroganz der Macht“ und einem „Anschlag auf die Demokratie“ zu sprechen ist beschämend. Es gibt Studien, die belegen, dass der Kontakt von Mensch zu Mensch an den Haustüren einen positiven Effekt auf die Wahlbeteiligung hat.
Eines jedoch scheint Martin Schulz aus den Niederlagen der drei Landtagswahlen gelernt zu haben: Die Verluste der Sozialdemokraten resultierten hauptsächlich aus den fehlenden Inhalten ihres neuen Parteivorsitzenden. Diesen Vorwurf der Inhaltslosigkeit versuchte Schulz nun der Kanzlerin zuzuschieben. Das wird kaum zum Erfolg führen: Nächste Woche folgt das Wahlprogramm der Union. Darüber hinaus schätzen die Menschen den Führungsstil Angela Merkels. Lassen wir Martin Schulz am Zaun vom Bundeskanzleramt rütteln. Die direkte Kommunikation auf den Straßen und an den Haustüren gewinnt das Vertrauen der Wähler. Die bisherigen Wahlen 2017 haben bewiesen, dass die CDU damit sehr erfolgreich ist.
von Conrad Clemens und Mario Voigt
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