„Globalisierung und Digitalisierung“ mit Prof. Dieter Kempf

„Globalisierung und Digitalisierung“ mit Prof. Dieter Kempf

Spannende Diskussion mit dem Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Prof. Dieter Kempf, zu „Digitalisierung und Globalisierung“. Ein kluger, unterhaltsamer und visionärer Repräsentant der deutschen Wirtschaft. Großartige Debatte mit den Young Leaders des BDI zu digitalen Zukunftsfragen, Herausforderungen für die Politik und Unternehmen in Deutschland.

Prof. Kempf argumentierte, dass eine erfolgreiche digitale Transformation gelingt, wenn vier Aspekte in den Blick genommen werden.

  1. Plattformen
  2. Prozesse
  3. Produkte
  4. Kundenansprache

Im Gespräch mit Prof. Dieter Kempf

Deutschland braucht mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung, um Technologien wie Blockchain oder künstliche Intelligenz voranzutreiben. Bei dem Thema Künstlicher Intelligenz müsse Deutschland mutiger vorangehen.

#digital#economics #growth #mindset #wirtschaft#deutschland #germany🇩🇪 #digitalisierung@bdi_berlin #youngleaders

Warum die Briefwahl die Landtagswahl in Bayern entscheidet

Warum die Briefwahl die Landtagswahl in Bayern entscheidet

In Bayern sind immer noch Ferien, aber bereits in diesen Tagen wird die Wahl für die CSU im Freistaat entschieden. Warum? Die Antwort lautet: Briefwahl. Mehr als jeder dritte Bayer entscheidet sich von Zuhause aus. Und die CSU muss bei der Briefwahl punkten. Wie sind die Fakten und was heißt das für die Wahlkämpfer?

In keinem anderen Bundesland stimmen die Menschen so gerne per Brief ab wie in Bayern. Das südlichste Land ist absoluter Spitzenreiter in dieser Kategorien. Während der Wahlkampf langsam an Fahrt aufnimmt, erhalten die Wähler ihre Wahlbenachrichtungen und können beginnen, ihre Stimmen abzugegeben. Zwar ist der Wahltermin erst am 14.10.2018. Doch immer mehr Bayern wählen deutlich vor dem eigentlichen Wahlsonntag. Die Gründe sind vielfältig: Arbeit, Urlaub oder Gewohnheit.

Seit der Bundestagswahl im Jahr 1957 und der bayrischen Landtagswahl 1958 ist Briefwahl möglich. Studien in den USA, im internationalen Vergleich und Deutschland beschäftigen sich mit den Auswirkungen.

Drei Trends lassen sich über das Briefwahlverhalten anhand der repräsentativen Wahlstatistik für die Bundestagswahlen für Bayern ablesen:

  1. Jeder Dritte Bayer stimmt per Brief ab

Anteil der Briefwähler bei Bundestagswahlen in Prozent

Generell entscheiden sich immer mehr Deutsche sich zu einer Stimmabgabe per Brief. Doch die Bayern sind absolute Spitzenreiter. Jeder dritte Bayer wählt per Brief vor dem eigentlichen Wahltag. Der Freistaat liegt mit seinem Spitzenwert 8,7 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt von 28,6 %. Rechnet man die Stadtstaaten heraus (die Flächenstaaten erreichten bei den Briefwählern 25,5 %), beträgt die Differenz zu Bayern 11,8 Prozentpunkte.

Von 1994 bis zur letzten Bundestagswahl lag die Briefwählerbeteiligung in Bayern immer über dem bundesweiten Durchschnitt, seit 2009 sogar mit besonders großem Abstand. Insgesamt stieg die Briefwahl in Bayern von 1994 mit 14,5 % bis zur letzten Bundestagswahl auf 37,3 % an. Der Trend zur verstärkten Nutzung der Briefwahl hält unvermindert weiter an. Insgesamt stimmten 2017 bei der Bundestagswahl von 7,4 Mio. bayrischen Wählern knapp 2,8 Mio. per Brief ab.

Jeder dritte Bayer wählt per Brief vor dem eigentlichen Wahltag. Klick um zu Tweeten

Ähnlich verhielt es sich bei den Landtagswahlen. Der Anteil an Briefwähler stieg über die Jahre beständig an. Von knapp 20 Prozent im Jahre 1998 wuchsen die Anhänger der Stimmabgabe per Post bis auf 36,8 Prozent bei der letzten Landtagswahl 2013 an.

Anteil der Briefwähler bei Landtagswahlen in Bayern

 

2. Fast 40 % der Wähler der CSU kommen per Brief

Bei der Bundestagswahl 2017 gaben insgesamt 3.255.487 Bayern ihre Erststimme der Union. Bereits in den Wochen zuvor wählten 1.254.896 Bayern die CSU per Brief. Bei der Bundestagswahl 2017 stammten fast 40 % der Erststimmen der CSU (38,55 %) von Briefwählern. Bei den Zweitstimmen waren es 1.129.391 (34,69 %). Insgesamt stimmten in Bayern 2.773.317 Bürger per Brief ab.

Ähnlich verhält es sich bei Landtagswahlen. Zur letzten Wahl 2013 gaben 2,1 Mio. Bayern der CSU per Brief ihre Stimme, während 3,6 Mio. am Wahltag so abstimmten. Dies entspricht einem Anteil von 36,8 Prozent.

Der Anteil der Briefwähler am Gesamtergebnis für die CSU bei der letzten Bundestagswahl schwankte von 31,11 % im Wahlkreis 238 bis zu 48,78 % im Wahlkreis 251. Nur in sieben Wahlkreisen unterschritt der Briefwähleranteil an den CSU Stimmen die 35-Prozent-Marke. Dagegen kam in sechs Wahlkreisen fast jede zweite CSU-Stimme durch die Briefwahl zustande. Ergo, die Briefwahl ist ein wichtiger Seismograph.

3. CSU stärker bei der Briefwahl als am Wahltag

Mancher Wahlkreis wird über die Briefwahl entschieden. Betrachtet man die Ergebnisse der Parteien in Bayern getrennt nach Brief- und Urnenwähler, wird deutlich, dass die CSU bei der Briefwahl zur Bundestagswahl mehr Wähler mobilisieren konnte als am Wahltag. Die CSU erzielte bei den Briefwählern ein Erststimmenergebnis von 45,57 % (Zweitstimmen: 40,87 %). Das Ergebnis für die CSU an der Urne (Wahltag) lag in Bayern 2,25 Prozentpunkte (Zweitstimmen: 3,28) darunter. Die CSU war bei der Briefwahl erfolgreicher als am Wahltag; was sicherlich auch dem schlechten Endspurt im Bundestagswahlkampf geschuldet war. Während dieser Trend für die letzten Bundestagswahlen sichtbar war, ist die Verteilung bei den letzten bayrischen Landtagswahl relativ gleich: die CSU kam bei den Briefwählern auf 47,4 und bei den Urnenwählern auf 47,9 Prozent.

Die CSU war bei der Briefwahl erfolgreicher als am Wahltag Klick um zu Tweeten

Die Ergebnisse bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen machen deutlich, wie effektiv die Union bei den Briefwählern mobilisieren konnte. Ein besseres Ergebnis an der Urne als bei den Briefwählern erzielten insbesondere die SPD (Erststimmen: +1,42, Zweitstimmen: +1,53) und die AfD (Erststimmen: +2,32, Zweitstimmen: +2,69). Insgesamt gab es in Bayern keine besonders auffälligen Schwankungen zwischen den Ergebnissen an der Urne und den Briefwählern.

4. Konsequenzen für die Kampagnen

Landläufig steigern die Wahlkampfkommunikatoren den Werbedruck zum Wahltag hin. Sie wollen eine Geschichte erzählen. Mit Broschüren, mehr Großflächen, mehr Online, mehr Veranstaltungen. Doch was macht man, wenn sich ein größerer Teil bereits vor dem Wahltag entscheidet und manchmal auch schon vier Wochen vor dem Wahltag. Keine choreografierte Wahlkampfgeschichte. Der Bürger hat seine Stimme schon vergeben. Studien legen ein Wahlverhalten nahe, bei dem Briefwähler bereits sehr frühzeitig ihre Stimme abgeben.

Eine neue Untersuchung zur Bundestagswahl legt offen, dass Briefwähler:

  • „sich früher entscheiden, welche Partei sie wählen,
  • seltener zwischen zwei oder mehr Parteien schwanken, 
  • und aus Zeitmangel und Bequemlichkeit zum Brief greifen. 

Da kommen Tür-zu-Tür und digitale Mobilisierung ins Spiel. Die direkte Ansprache wirkt weit bevor der offizielle Kampagnen-Startschuss und die Sichtbarkeit hergestellt ist.

Die Briefwahl ist ein wichtiger Bestandteil des Wahlkampfes geworden. Ohne eigenes Campaigning zur Briefwahl entgehen den Parteien wertvolle Stimmen – und sie zählen genauso wie am Wahltag.

Zahl der Woche: 90% der Onliner nutzen Social Media

Zahl der Woche: 90% der Onliner nutzen Social Media

Der Social Media Atlas 2017/18 bringt neue Erkenntnisse zu Tage, die manche Intuition stützen. Mittlerweile nutzt jeder Onliner im Alter von 14-19 Jahren und 85% der Silver Surfer (über 60) Social Media. Insgesamt sind von 10 Onlinern ganze 9 auf Social Media unterwegs

Außerdem wird ein Nutzerwandel auf der beliebten Plattform Facebook beschrieben. „Facebook vergreist“ wird getitelt, da die 14 bis 19-Jährigen lediglich zu 61% auf Facebook unterwegs sind. Währenddessen die Beliebtheit bei den Silver Surfern um 23 Prozentpunkte steigt.

Treffender ist allerdings die Einschätzung, dass sich das Nutzeralter insgesamt durch eine erhöhte Beliebtheit, dem Online-Nutzerdurchschnitt anpasst. Faktisch verliert Facebook tatsächlich an Beliebtheit bei den Jüngeren, die aber sowieso eine kleine Nutzergruppe darstellen. Bei allen anderen Nutzergruppen steigt die Beliebtheit allerdings erheblich. Facebook bleibt damit bei den über 50-jährigen das beliebteste Soziale Netzwerk. Während sich die Teenager zu 98% auf WhatsApp, 84% auf Instagram und 82% auf Snapchat tummeln, spricht man alle anderen Zielgruppen immer noch sehr gut auf Facebook an.

Aufgrund seiner sehr detaillierten Targetingmöglichkeiten, der größten Reichweite und seiner verschiedenartigen Formatangebote, ist Facebook für digitale Kampagnen die vielfältigste Social Media-Plattform. Der Kampf um Aufmerksamkeit ist aufgrund des hohen Grundrauschen dennoch enorm. Auch aufgrund der Tatsache, dass die organische Reichweite förmlich tot ist, muss auf Paid Media zurückgegriffen werden.

Alternativ lässt sich mit Kreativität eine hohe Netzwerk- und Integrationsfunktion erreichen. Visueller Content in Form von Videos, Sharepics sowie eigene Beiträge mit Kommentierungen und anschließendem Monitoring sind daher unerlässlich, auch um einen Rückkanal von Kampagnen zu schaffen.

Kontroverse Themen, aktivierende Botschaften und Content mit hoher Share-ability befördert zudem die Reichweite.

Mobilisierung: Wie aktiviert man Stakeholder durch Gamification

Mobilisierung: Wie aktiviert man Stakeholder durch Gamification

Unternehmen fragen sich, wie sie ihre Mitarbeit besser motivieren können. NGOs wollen dauerhaft die Freiwilligen binden oder Parteien die gewonnenen Mitglieder aktiv zum Mitmachen bewegen. Doch wie mobilisiert man Mitarbeiter, Freiwillige oder Mitglieder dauerhaft für die gemeinsamen Ziele in Zeiten wachsender Veränderungen? Wie werden Betroffene zu Beteiligten? Mit einer neuen Serie zur Mobilisierung von Stakeholdern durch Gamification.  

Zeitalter der Engagement-Krise

Wir sind im Zeitalter der Engagement-Krise. Während unsere Gesellschaft immer vernetzter, schnelllebiger und leistungsfähiger wird, wächst die Herausforderung für Unternehmen, NGOs oder Parteien Bürger, Kunden, Angestellte, Freiwillige oder Mitglieder einzubinden. Gallup fand heraus, dass nur ein Drittel der Mitarbeiter sich aktiv in die Entwicklung ihres Unternehmens einbringen. Aktiv gegen das eigene Unternehmen engagieren sich 16 Prozent der Mitarbeiter und über die Hälfte (51 Prozent) sind einfach nur anwesend. Ähnliche Herausforderungen berichten NGOs oder Parteien. Schlechte Motivation und Engagement ist schlecht für den Erfolg. Es behindert Innovationen, beschränkt die Entwicklung des vollen Potentials der Stakeholder und schwächt den Erfolg der Organisation. 

Gerade in Zeiten der Digitalisierung und Social Media wachsen dabei die kommunikativen Herausforderungen. Schätzungen gehen davon aus, dass die meisten Menschen im Durchschnitt mehr 285 Artikel, Tweets oder Facebook Posts konsumieren, was über 54.000 Wörtern entspricht. Das ist die Länge eines typischen Romans. Doch steigt durch den Information Overload das Engagementlevel? Eher im Gegenteil. Es werden nur Informationen geteilt, die persönlich relevant und motivierend sind. Kurz gesagt: Wer das kommunikative Potential seiner Stakeholder, Mitarbeiter und Mitglieder aktiv nutzen will, muss sie zu mobilisieren wissen. 

Nur so kann Transformation gelingen. Studien über Change-Projekte in Unternehmen zeigen, dass durch Kommunikation und das aktive Engagement der Beteiligten die Transformation bis zu ein Jahr schneller gelingt und die Ziele um drei Jahre schneller erreicht werden. Um den gewünschten Wandel im Denken zu erreichen, sind unmittelbare Beteiligung und eine Identifikation mit Inhalt und Richtung der Veränderung nötig. 

Spielerisch zum Stakeholder Engagement und Mobilisierung

Es ist ein Irrglaube, dass höhere Beschäftigungsanreize und Bonuszahlungen auch mit der Verbesserung von Resultaten einhergehen. Vielmehr gewinnen mit der Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelt neuartige Methoden an Bedeutung, die persönliche Motivationen der Stakeholder mit den Organisationsinteressen zu verbinden wissen. Dabei berücksichtigen sie intrinsische und extrinsische Motivationsfaktoren. Und zwar spielerisch durch Gamification.

Gamification ist die Anwendung der Psychologie des Spiels auf einen nicht spielerischen Kontext, um beispielsweise Mitarbeiter im Unternehmen oder Mitglieder von Organisationen für gewünschte Handlungen zu motivieren und zu belohnen. Es zielt darauf ab, Betroffene zu Beteiligten zu machen – auf eine spielerische Art und Weise.

Gamification dient drei Hauptzwecken:

  • Änderung des Verhaltens,
  • Entwicklung von Fähigkeiten und
  • Förderung der Innovation

Gamification ist dort am besten eignet, wo man die die Ziele und Motivationen des Einzelnen mit denen der Organisation verbinden kann. Im besonderen richtet es sich an drei Zielgruppen:

1. Kunden

Kundenorientierte Gamification-Lösungen sind weit mehr als verbesserte Loyalitätsprogramme. Gamification kann verwendet werden, um das Produktangebot zu verbessern, Kundeninteraktionsmodelle zu ändern und Kundenunterstützungsnetzwerke zu ermöglichen. Im Mittelpunkt steht, dass was schätzt der Kunde und wie können wir ihn aktiv mobilisieren.

2. Mitarbeiter

Mitarbeiterorientierte Anwendungen von Gamification wachsen am stärksten. Sie bieten die größten Möglichkeiten, weil Arbeitnehmer eingebunden und aktiv für das Unternehmen mobilisiert werden. Anwendungsbeispiele reichen von Veränderung der Unternehmenskultur über Leitung von Mitarbeitern hin zu einer erfolgreichen Prozessausführung sowie Implementierung von Transformationsprogrammen. Im Mittelpunkt steht, den Mitarbeiter langfristig durch eine hohe Unternehmensbindung und -motivation zu binden und zu qualifizieren.

3. Interessengemeinschaften wie Parteien oder NGOs

Gamification ist außerdem besonders gut geeignet, um Interessengruppen an Verhaltensänderungen zu beteiligen. Was macht man mit Freiwilligen in NGOs oder Mitgliedern in Parteien, die man nicht zum Engagement zwingen kann? Im Mittelpunkt steht die Stärkung gemeinsamer Ziele und sie durch spielerische Anreize zu befördern.

Wie gelingt Gamification?

Eine neue Serie zur Mobilisierung von Stakeholdern durch Gamification zeigt wie Mitarbeiter und Kunden, Mitgliedern und Freiwilligen zu aktivem Engagement eingebunden werden.

  • Welche verhaltenspsychologischen Motive gibt es für Mitarbeiter, Kunden und Freiwillige?
  • Wie entwickelt man Gamification im Unternehmen oder NGOs?
  • Wie mobilisiert man das Engagement?
  • Wie sieht ein Design für Gamification aus?
  • Welche Chancen bietet die Digitalisierung, Anreize aktiv zu befördern?
  • Welche Praxisbeispiele waren erfolgreich?

All diese Fragen will die neue Serie beantworten. Zweimal die Woche. Hands on und mit praktischer Relevanz für Unternehmen, NGOs und gesellschaftliche Organisationen. Wer keinen Beitrag verpassen will, kann sich in den Newsletter eintragen und erhält exklusives Hintergrundmaterial und Case Studies.

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Trendstudie zum digitalen Wahlkampf 2017: SPD und AfD liegen knapp vorne

Trendstudie zum digitalen Wahlkampf 2017: SPD und AfD liegen knapp vorne

Die Quadriga Hochschule Berlin veröffentlicht die erste „Trendstudie Digital Campaigning in der Bundestagswahl 2017 – Implikationen für Politik und Public Affairs“.

Alle Parteien wurden systematisch an den Erfolgsfunktionen Information, Vernetzung, Teilhabe und Mobilisierung verglichen. Dabei fanden sich große Gemeinsamkeiten zwischen den Parteien, aber auch klare Unterschiede bei Plattformen und in Schwerpunktsetzung der unterschiedlichen Erfolgsfunktionen:

  • CDU informierte mit vielen Post,
  • bei SPD und FDP wuchsen die Follower und Fans,
  • die Grünen erreichten sehr viele Views und Likes
  • die AfD mobilisierte sehr gezielt.

Die Analyse ergab weiterhin, dass digitale Werkzeuge den Wahlkampf nicht grundlegend ändern, aber die Möglichkeiten politischer Kampagnen deutlich stärken können. So sei es viel einfacher und schneller für die Bürger zu spenden, Informationen zu suchen, oder Kontakt aufzunehmen. Durch soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook oder Instagram eröffnen sich Bürgern, Parteien und Kampagnen neue Möglichkeiten sich politisch auszudrücken und ihre Inhalte unmittelbar zu teilen.

„Alle Parteien sollten sich die Analyse genau ansehen. Falls es doch zu Neuwahlen kommt, werden sie gar nicht die Zeit haben, neue Großflächen zu drucken, sondern müssen digital kommunizieren und da ist entscheidend, wer online mithalten kann“.

Die Studie „Trendstudie Digital Campaigning in der Bundestagswahl 2017 – Implikationen für Politik und Public Affairs“ wurde von Prof. Dr. Mario Voigt, Professor für Politik und Digitale Transformation, und Prof. Dr. Rene Seidenglanz, Vizepräsident der Quadriga Hochschule Berlin und Professor für Kommunikationswissenschaft, insb. Kommunikationsmanagement, mit Unterstützung von Union Asset Management Holding AG erstellt.

Smart Region: Digitale Infrastruktur für Deutschland

Smart Region: Digitale Infrastruktur für Deutschland

Deutschland steht für höchsten Technologiestandard. Eine beständig verfügbare digitale Infrastruktur bildet die Basis für viele neue Dienstleistungen, Anwendungen und Geschäftsmodelle. Darüber hinaus erhöht der Zugang zu einer modernen Internet-Infrastruktur die gesellschaftliche Teilhabe, ermöglicht neue wissenschaftliche und soziale Netzwerke und den freien Informationsfluss. Moderner Internetzugang ist eine kritische Komponente für eine demokratische Gesellschaft und kulturelle Vielfalt (OECD, 2017b).

Technologische Fragen

Unsere Infrastruktur- und Kompetenzbasis ist eine der besten der Welt. Dennoch landet die Bundesrepublik wenn es um die digitale Entwicklung geht beim Network Readiness Index des World Economic Forum nur hinter Ländern wie Singapur, Finnland, Schweiz, Schweden, Israel, den Niederlanden oder den Vereinigten Staaten auf Platz 15 von 139 verglichenen Ländern (World Economic Forum, 2016).

Deutschlands digitale Infrastruktur besteht aus einer Vielzahl von Netzwerken und Technologien. Den Aufbau prägt ein Mix aus fester und drahtloser digitaler Infrastruktur. Der Bedarf an Bandbreiten im Gigabit-Bereich für Unternehmen und Bürger wächst beständig. Beim Ausbau moderner Glasfaserverbindungen liegt Deutschland mit knapp 1 Prozent schneller Glasfaserverbindungen an allen Breitbandanschlüssen deutlich zurück. Gerade der geringe Anteil ist auch Grund dafür, dass Deutschland im internationalen Vergleich beim Ausbau der Internetgeschwindigkeit zurückfällt (Belson, 2016). Nach Berechnungen des TÜV Rheinland sind ungefähr 90 Milliarden Euro erforderlich, um Deutschland flächendeckend mit Glasfaser zu verkabeln (Parsons u.a., 2016).

Deutschland im Network Readiness Index (Quelle: WEF, 2016)

Bis zum Jahr 2021 wird der weltweite Internet-Traffic 127-mal größer sein als im Jahr 2005 (Cisco, 2017). In den nächsten fünf Jahren wird er sich im Verhältnis zu 2017 verdreifachen. Das Volumen der mobilen Breitbanddaten wächst ebenso rasant an und steigerte sich in den OECD-Ländern zwischen 2014 und 2015 um 71 Prozent (OECD, 2017a). Die Nutzer wechseln nahtlos zwischen festen und mobilen Verbindungen hin und her. Da die festinstallierte Breitbandinfrastruktur das Rückgrat für die mobilen Angebote darstellt, müssen beide Technologien gemeinsam entwickelt werden.

Nationale Unterschiede und Digitale Spaltung

Eine zentrale Gelingensbedingung für die digitale Transformation ist der flächendeckende Ausbau mit schnellem Internet in allen Landesteilen Deutschlands, das für alle zugänglich ist und dies zu wettbewerbsfähigen Preisen. Die Versorgung mit Hochgeschwindigkeitsinternet in allen Landesbereichen ist die zentrale Frage bei der Entwicklung der Gigabit-Gesellschaft. Gerade hier mangelt es Deutschland.

Häufig sehen private Unternehmen Investitionen im ländlichen Raum als weniger attraktiv an. Lange Leitungswege, eine geringe Siedlungsdichte und mangelnde Verfügbarkeit von nutzbarer Infrastruktur können zu einem negativen Deckungsbeitrag führen und erklären die derzeitigen „weißen Flecken“ auf der deutschen Breitbandkarte (Deist u.a., 2016). So ist aktuell eine Breitbandverfügbarkeit mit mehr als 50 Mbit/s im ländlichen Raum nur mit 36,2% gewährleistet. Im Vergleich ist ähnlich schnelles Breitband mit 90,3% in städtischen Gebieten vorhanden (BMVI, 2017a). Während eine Reihe von Regionen die technischen Grundlagen für den digitalen Wandel aus eigener Kraft schafft, sind andere Regionen strukturell schwächer entwickelt und benötigen mehr Unterstützung. Mehr als die Hälfte aller Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland besitzen eher schlechte Digitalisierungschancen (Wiechmann/Terfrüchte, 2017).

Aktuelle Breitbandverfügbarkeit in Deutschland – TÜV Rheinland (Stand Mitte 2017)

Die Lücke bei der digitalen Infrastruktur bleibt eine hartnäckige Herausforderung. Zumal der Rechtsrahmen den Ausbau in unterversorgten Gebieten erschwert, weil veraltete technologische Standards (Kupfer, Vectoring) und die Möglichkeit des Überbaus von neuen Technologien Investitionen in flächendeckende moderne Infrastruktur hemmen. Deutschlands feste Breitbandpreise sind dadurch im internationalen Vergleich zu hoch und steigen (World Economic Forum, 2016; Baller, Dutta und Lanvin, 2016). Die Bundesregierung hat erst spät mit dem DigiNetz-Gesetz versucht, gegenzusteuern.

Deutschlands zukünftige technologische Marktführerschaft wird auch davon abhängen, den erfolgreichen Einstieg in die Gigabitgesellschaft zu erreichen. Die bisherigen Ausbauphasen offenbarten mangelnde Koordination, technologische Klarheit, wettbewerbsrechtliche Hürden und eine finanzielle Unwucht. 

Handlungsempfehlung für eine digitale Infrastruktur

Investitionen in die Infrastruktur verringern Unterschiede zwischen den Regionen. Anspruch einer Smart Nation sollte sein, dass jede Gemeinde eine Ausfahrt von der Datenautobahn erhält.

Unser Ziel ist eine bundesweit flächendeckende Gigabitinfrastruktur aus Glasfaser und 5G.

Der Breitbandausbau ist das wichtigste Infrastrukturprojekt der nächsten Legislatur. Deutschland setzt als modernes Land auf Glasfaser. Lediglich Netze auf Glasfaserbasis vermögen langfristig den wachsenden Bedarf nach sehr hohen Bandbreiten jenseits der 50 Mbit/s befriedigen zu können (Deist u.a. 2016). Es sollte überall in Deutschland bis zu jeder Haustür reichen und das in der „Digitale Strategie 2025“ des Bundeswirtschaftsministeriums formulierte Ziel bis 2025 nur ein Mindestziel sein. Die Bundesregierung sollte konkrete Ausbauziele und Maßnahmen für die Legislaturperiode bis 2021 formulieren. Die öffentlichen Förderprogramme sind entsprechend des notwendigen Investitionsvolumen eines flächendeckenden Glasfaserausbau Fiber to the Home (FTTH) anzupassen (BMWi 2016) oder durch die (Teil-) Privatisierung der Deutschen Telekom ko-zufinanzieren.

Echte Potentiale ergeben sich durch die Einführung der fünften Mobilfunkgeneration (5G). Deutschland hat die Chance, als Innovationsführer bis 2025 ein hochleistungsfähiges 5G-Netz bereitzustellen und zum Leitmarkt für 5G-Anwendungen werden (BVMI, 2017c). Dazu sind zügig weitere Frequenzen auf dem Markt bereitzustellen und die Erlöse aus deren Versteigerung in den Glasfaserausbau fließen zu lassen. Mobilfunk-Basisstationen sind mit leistungsfähiger Glasfaser anzubinden und Best Practice in den Kommunen zu schaffen.

Wir sprechen uns für eine zentrale Koordination der Kompetenzen für den Breitbandausbau und dessen Finanzierung aus. Der Breitbandausbau vollzieht sich grundsätzlich im Wettbewerb, worin kommunale Unternehmen gleichberechtigte Marktteilnehmer sind. Häufig engagieren sie sich über eine rein marktwirtschaftliche Motivation hinaus für die Region. So investierten allein 2016 rund 150 kommunale Unternehmen im Breitbandausbau über 1 Mrd. Euro. Die Wettbewerbskonzeption des Bundes ist daher stärker als bisher auf Investitionen, Innovation und Wachstum auszurichten (Bundesregierung, 2017). Kommunale Unternehmen sollten im gleichen Umfang wie andere Marktteilnehmer auf Förderprogramme des Breitbandausbaus zurückgreifen können.

Deutschland fördert den Ausbau mit schnellem Internet durch genügend Ressourcen und eine kluge Förderpolitik.

Vor allem in gering besiedelten, ländlichen Regionen ist die Herausforderung groß, einen leistungsfähigen und auch bezahlbaren Internetzugang sicherzustellen. Wo der Wettbewerb an seine Grenzen stößt, sollten die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen unternehmerische, volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Interessen in Einklang bringen, bspw. um Doppelausbau zu vermeiden oder interkommunale Kooperationen zu befördern. Sowohl die Bundesnetzagentur als auch das Bundeskartellamt bescheinigen dem Breitbandmarkt derzeit einen zu geringen Wettbewerb, da hohe Fixkosten und hoher Kapitalbedarf prinzipiell den Marktzugang erschweren (Bundesnetzagentur, 2017).

Eine Zugangsregulierung seitens der Bundesnetzagentur findet zwar statt, indem die Telekom als Netzinhaber angewiesen wird, das Netz den Konkurrenten zu öffnen. Dies geschieht jedoch nur nach Prüfung im konkreten Einzelfall. Will der schnelle Breitbandausbau gelingen, muss der eigenwirtschaftliche Ausbau geschützt und der mögliche Überbau verhindert werden (von Glaserfaser durch Vectoring). Mit einem großangelegten Förderprogramm sollte in Deutschland ausschließlichen der Glasfaserausbau gefördert werden. Der vom Bund geplante Wettbewerb für Kreise, Städte und Gemeinden ist mit ausreichenden Mitteln auszustatten, um mit konkreten Ideen Smart Region zu erproben (BVMI, 2017c).

Mit einem Digital Switch werden Potentiale im Kabelnetz schnell gehoben.

Deutschland nutzt nicht alle Potentiale des schnellen Aufbruchs in die Gigabit-Gesellschaft. Besonders auf Länderebene existieren in den Digitalisierungsstrategien Lücken, wenn es um den Infrastrukturausbau geht. Es reicht nicht aus, nur nach immer neuen Bundesförderprogrammen zu streben. Vielmehr gibt es im Bereich der Analog-Abschaltung in den Kabelnetzen durchaus Potentiale in den Ländern. Die Beendigung der analogen Verbreitung und den Einsatz des neuen Datenübertragungsstandards DOCSIS 3.1 würden immense Kapazitäten in den Netzen freisetzen, die für Gigabit-Internet zur Verfügung stünden. Über TV-Kabelnetze sind dann Datenübertragungsraten von bis zu 10 GBit/s im Downstream und 1 GBit/s im Upstream möglich; perspektivisch sogar mit symmetrischen Übertragungsraten im zweistelligen Gigabit-Bereich (ANGA, 2016).

 

Der Beitrag ist Teil der Studie „Digital. Kommunal. Deutschland. Smart Nation durch Smart Regions.“ von Christian Thorun, Kristina Sinemus und mir.

 

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